Politik

"Dieses Drama ist vorbei" Alle Südkoreaner frei

Sechs Wochen nach Beginn der Geiselkrise in Afghanistan haben die radikalislamischen Taliban die letzten sieben Südkoreaner freigelassen. Es handele sich um drei Männer und vier Frauen, sagte Taliban-Sprecher Kari Jussif Ahmadi der dpa. "Alle sind freigelassen worden, und dieses Drama ist vorbei", sagte der Gouverneur der südostafghanischen Provinz Ghasni, Mehrajuddin Patan.

Die Taliban hatten nach wochenlangem Nervenkrieg bereits am Mittwoch zwölf der zuletzt 19 entführten Aufbauhelfer aus dem südostasiatischen Land auf freien Fuß gesetzt. Zwei Frauen kamen bereits Mitte August frei. Die Familien der Freigelassenen reagierten mit Erleichterung und sprachen den Angehörigen der zwei getöteten Geiseln ihr Beileid aus. Ein Sprecher des Präsidialamts in Seoul sagte, die Regierung plane, alle 19 freigelassenen Südkoreaner noch am kommenden Wochenende über Dubai nach Südkorea zu bringen.

Den Freilassungen vorausgegangen waren Zusagen der Regierung in Seoul, ihre Soldaten wie ohnehin geplant aus Afghanistan abzuziehen und missionarische Aktivitäten ihrer Staatsbürger in dem Land zu verbieten.

Das Vorgehen der südkoreanischen Regierung in der Krise stieß im eigenen Land auf ein geteiltes Echo. Die größte und regierungskritischste Zeitung, "Chosun Ilbo", lobte die Behörden, weil sie die Krise gelöst und dabei die Verluste so gering wie möglich gehalten hätten. Allerdings könne der Umstand, dass man erstmals direkt mit "terroristischen Entführern" verhandelt habe, den internationalen Ruf Südkoreas künftig belasten. Ähnliche Töne schlugen andere Zeitungen an.

Hoffnung im Fall Rudolf B.

Weiterhin ungelöst ist die Entführung des ebenfalls in Afghanistan verschleppten Deutschen Rudolf B. Allerdings gibt es nach der Freilassung der Koreaner in der Bundesregierung vorsichtige Hoffnungen auf Bewegung im Fall des vor sechs Wochen verschleppten Bauingenieurs. Der Krisenstab im Auswärtigen Amt werde seine Aktivitäten in dem Fall des 62-Jährigen nicht reduzieren, erklärte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin.

Bundesregierung bleibt bei bisheriger Strategie

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unterstrich die Bemühungen der Bundesregierung um die Freilassung des deutschen Bauingenieurs. Nach ihrem Besuch in China sagte die Kanzlerin in Tokio, dass die Entwicklung um die Geiselnahme der Südkoreaner auf den deutschen Fall zunächst keine Auswirkungen habe. Die Vorgänge änderten nichts an "Art und an Umfang unserer Aktivitäten". Es würden alle notwendigen Anstrengungen unternommen, um die Geisel freizubekommen. Rudolf B. war am 18. Juli in der Provinz Wardak zusammen mit einem Kollegen verschleppt worden, der in der Gefangenschaft einen Schwächeanfall erlitt und erschossen wurde.

Quelle: ntv.de

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