Studiert und kinderlos? Alles nur ein Mythos
28.03.2008, 16:25 UhrAkademikerinnen haben einer aktuellen Studie der Universität Münster zufolge keinen größeren Anteil am Kindermangel in Deutschland als andere Frauen. Absolventinnen von Hochschulen und Abiturientinnen bekämen seit einigen Jahren nicht weniger Kinder als Frauen mit kürzerer oder gar keiner Ausbildung, fand der Professor Rainer Hufnagel vom Münsteraner Institut für Ökonomische Bildung heraus. Die Studie soll Ende März in der Zeitschrift "Hauswirtschaft und Wissenschaft" veröffentlicht werden, teilte die Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft mit.
"Man kann die Verantwortung für die niedrigen Geburtenraten in Deutschland keineswegs den kinderlosen Akademikerinnen zuschreiben", wird Hufnagel in der Mitteilung zitiert. Der Wissenschaftler habe für seine Untersuchung Mikrozensus-Daten aus den Jahren 1996 bis 2002 ausgewertet. Die Behauptung, Akademikerinnen bekämen mit Rücksicht auf Beruf, Karriere und Einkommen keine oder wenige Kinder stimme demnach nur bis zum Beginn der 1990er Jahre. Seit Mitte der 1990er Jahre sei die Lage sogar umgekehrt: "Je gebildeter die Frau, desto mehr Kinder bringt sie auf die Welt", heißt es in der Mitteilung weiter. Zudem gelte, dass die Zahl der Kinder auch mit der Bildung des Vaters steige.
Die Studie zeige auch, dass staatliche Subventionen etwa in Betreuungsangebote für Kleinkinder, um berufstätigen Frauen die Doppelrolle zu ermöglichen, vor allem Besserverdienenden zugutekomme. Erstens hätten gut verdienende Frauen mehr Kinder, zweitens sei bei ihnen der Gewinn aus einem verhinderten Arbeitsverzicht größer. "Insgesamt ist also der Ausbau öffentlicher Betreuungsplätze mit einer Umverteilung zugunsten der gut ausgebildeten Frauen verbunden", argumentiert Hufnagel.
Quelle: ntv.de