Politik

Aufwachphase eingeleitet Althaus' Zustand stabil

Der bei einem Skiunfall schwer verunglückte thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus soll aus dem Koma aufgeweckt werden. Der Zustand des CDU-Politikers sei "stabil", sagte der Ärztliche Direktor des Kardinal Schwarzenberg'schen Krankenhauses, Reinhard Lenzhofer, im österreichischen Schwarzach auf einer Pressekonferenz. Dies habe sich bei einer am Morgen vorgenommenen Computertomographie bestätigt.

Die Ärzte wollten den 50-Jährigen nun langsam aus dem Koma aufwachen lassen, was bis zu 24 Stunden dauern könne. Die Mediziner zeigten sich "optimistisch", dass die Aufwachphase "gut ausgeht". Ob Althaus, der bei einem schweren Zusammenstoß auf einer Skipiste der Riesneralm am Donnerstag schwere Kopfverletzungen erlitten hatte, bleibende Schäden zurückbehalten wird, lässt sich nach Aussage der Ärzte noch nicht prognostizieren.

Zusammenprall an einer Kreuzung

Althaus war während einer Abfahrt mit einer anderen Skifahrerin zusammengeprallt, die ihren schweren Verletzungen erlag. Der Ministerpräsident war nach dem Unfall zunächst noch ansprechbar, wurde später mit Komplikationen in die Spezialklinik nach Schwarzbach geflogen. Seine Ehefrau ist inzwischen in der Klinik eingetroffen. Althaus, der von den Ärzten in ein künstliches Koma versetzt wurde, hat nach offiziellen Angaben eine ruhige Nacht verbracht. Wie lange Althaus noch im Krankenhaus bleiben muss, lasse sich derzeit nicht sagen, hieß es auf der Pressekonferenz. Er soll nach Erfurt gebracht werden, sobald er transportfähig ist. Es gebe bereits Kontakt mit seinem Heimatkrankenhaus.

Die in den USA lebende Slowakin erlitt noch an der Unfallstelle einen Herzstillstand, konnte jedoch zunächst von Mitarbeitern des Rettungsteams wiederbelebt werden, bevor sie auf dem Weg zum Krankenhaus starb. Sowohl Althaus als auch die ums Leben gekommene Slowakin, eine Sportlehrerin, galten als erfahrene Skiläufer. Althaus trug laut Polizei einen Skihelm, die Frau – Mutter von vier Kindern - aber nicht.

Partielle Amnesie wahrscheinlich

An das Unglück selbst wird sich Althaus nach Aussage der Ärzte voraussichtlich nicht erinnern können. Unmittelbar nach dem Zusammenprall der beiden Skiläufer kümmerten sich die Notärzte und zwei auf der Piste fahrende Mediziner zunächst um die schwerstverletzte Frau. Dies sei auf ausdrücklichen Wunsch von Althaus geschehen, der zu diesem Zeitpunkt voll bei Bewusstsein war und die Pistenrettung sofort zu der schwer verletzten Slowakin weiter schickte. Althaus selbst habe zunächst jede Behandlung verweigert, sein Zustand sei nicht als bedrohlich zu erkennen gewesen, sagte ein Vertreter des Roten Kreuzes in Liezen. Auch dies sei für solche Verletzungen normal. Später verzögerte sich sein Transport in eine Spezialklinik, weil der Flug des Rettungshubschraubers in die beiden nächstliegenden Kliniken wegen der Lichtverhältnisse nicht möglich war.

Als Althaus mit dem Rettungshubschrauber im Krankenhaus eintraf, war er bereits bewusstlos und wurde künstlich beatmet. Neben dem schweren Schädel-Hirn-Trauma erlitt der Politiker den Angaben zufolge mehrere Prellungen und eine Fraktur im Mittelgesicht. Diese sei "unverschoben" und müsse daher nicht weiter behandelt werden. Dass sich die Hirnblutung über Nacht nicht veränderte, werteten die Ärzte als gutes Zeichen.

Keine Augenzeugen

Der genaue Unfallhergang wird nach Angaben der Polizei nur schwer zu rekonstruieren sein. "Es gibt keine Augenzeugen", sagte Einsatzleiter Sigmund Schnabel. Der direkte Zusammenstoß mit der 41-jährigen Skiläuferin wurde von niemandem beobachtet. Sowohl der Ehemann der Frau als auch der Althaus begleitende Sicherheitsbeamte trafen erst nach dem Zusammenprall an der Unfallstelle ein. Die beiden Skifahrer seien aber "offensichtlich frontal" an einer Kreuzung zweier Pisten kollidiert, so Schnabel. Die Sicht sei hervorragend gewesen und die Piste in einwandfreiem Zustand. An der Unfallstelle gab es keine bedeutenden Bodenwellen.

Schuldfrage ungeklärt

Der 50-jährige Politiker fuhr von der rechten, schwereren Abfahrt "Die Sonnige" in die von links kommende, leichtere "Panorama- Abfahrt" des Skigebietes ein, auf der die Slowakin zu Tal fuhr. Die Schuldfrage lässt sich den österreichischen Behörden zufolge derzeit nicht beantworten.

Anders als im Straßenverkehr gilt in Skigebieten nicht die Rechts-vor-Links-Regel. Stattdessen hat der Weltskiverband FIS Verhaltensregeln aufgestellt, nach denen alle Skifahrer auf Sicht fahren und stets aufeinander Rücksicht nehmen müssen. Wer von hinten kommt, darf die vor ihm Fahrenden beim Überholen nicht gefährden und muss ausreichend Abstand halten. Wer in eine Abfahrt einfährt, muss sich nach oben und unten vergewissern, dass er sich oder andere nicht in Gefahr bringt. Ursache könne ein Fahrfehler ebenso wie Unachtsamkeit gewesen sein, sagte Schnabel. Die Staatsanwaltschaft Leoben (Steiermark) hat inzwischen Ermittlungen zur Unfallursache aufgenommen.

Diezel übernimmt Amtsgeschäfte

Althaus ist seit Juni 2003 Ministerpräsident des Landes Thüringen. Zuvor war er mehrere Jahre lang Kultusminister. Dem Landtag gehört er seit 1990 an. Bei der Landtagswahl am 30. August will er erneut als Spitzenkandidat antreten. Seit zwei Jahren ist Althaus auch Mitglied des Präsidiums der Bundes-CDU. Er gilt als einer der profiliertesten CDU-Politiker Ostdeutschland. Althaus ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die Amtsgeschäfte übernimmt vorübergehend Thüringens stellvertretende Ministerpräsidentin, Finanzministerin Birgit Diezel (CDU).

Quelle: ntv.de

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