Internationale Atomenergiebehörde Amano folgt auf el Baradei
02.07.2009, 18:23 UhrDer japanische Diplomat soll nach 12 Jahren Amtszeit die schwierige Aufgabe seines ägyptischen Vorgängers übernehmen. Allerdings muss der Gouverneursrat seiner Ernennung als oberstem Atomunterhändler noch zustimmen.
Die UN-Atomenergiebehörde IAEA hat sich nach monatelangem Ringen auf eine neuen Chef geeinigt: Der Japaner Yukiya Amano hat knapp die Wahl gegen seinen südafrikanischen Konkurrenten gewonnen und soll nun im November die Nachfolge des scheidenden Mohamed el Baradei antreten. Die Amtszeit des Ägypters endet nach 12 Jahren im November.
Amano betonte, er werde alle Anstrengungen unternehmen, um im Dienste der Menschheit eine nachhaltige Entwicklung durch die friedliche Nutzung der Atomenergie zu erreichen. Der Japaner erinnerte zugleich an die Geschichte seines Landes, das als einziges jemals mit Atombomben angegriffen wurde: "Auch als Bürger Japans werde ich mein Möglichstes tun, um die Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern."
Nur äußerst knappe Mehrheit
23 der 35 im IAEA-Rat vertretenen Gouverneure sprachen sich für Amano aus. Bei einer Enthaltung schaffte der 62-Jährige nur knapp die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit, wie Teilnehmer der Wahl sagten. Amano galt zuletzt als Favorit für die Chef-Posten in der Behörde. Die Industriestaaten, vor allem die USA, unterstützten den langjährigen Vertreter Japans in der Behörde. Der Südafrikaner Abdul Samad Minty wurde hingegen von den Entwicklungsländern favorisiert. Der dritte Bewerber, Luis Echavarri, spanischer Chef der Pariser Atomenergie-Agentur der OECD, war bereits im ersten Wahlgang ausgeschieden.
Offiziell muss Amano am Freitag vom Gouverneursrat der IAEA bestätigt werden. Spricht sich ein Mitgliedstaat gegen ihn aus, muss erneut gewählt werden. Ein hochrangiger Diplomat sagte, dass die Ernennung Amanos noch keineswegs gesichert sei, zumal er auch nur mit hauchdünner Mehrheit gewählt wurde. Letztlich bestellt wird Amano durch die Generalversammlung aller 145 Mitgliedstaaten im September.
Schwierige Aufgaben
Sollte Amano den Posten einnehmen, dürfte ihm der knappe Rückhalt die künftige Arbeit zumindest nicht erleichtern. Die IAEA braucht im Kampf gegen die Verbreitung von Atomwaffen und ihren Einsatz für die friedliche Nutzung von Atomenergie die Unterstützung der reichen und auch der armen Staaten gleichermaßen.
Der Nachfolger el Baradeis steht vor schwierigen Aufgaben. Nach wie vor ist das Atom-Programm des Iran umstritten. El Baradei sagte erst im Juni, die Islamische Republik wolle definitiv waffenfähiges Plutonium erzeugen. Daneben hat sich nach dem international scharf kritisierten Atomtest Nordkoreas Ende Mai auch der Konflikt um das Nuklearprogramm des kommunistisch regierten Landes wieder zugespitzt.
Amano ist seit 36 Jahren im diplomatischen Dienst Japans und gilt als ausgesprochener Experte im Kampf gegen die Verbreitung von Atomwaffen. Ihm werden von Diplomaten aber wenig Charisma und mangelnde Kommunikationsfähigkeit nachgesagt. Es wird damit gerechnet, dass er die Arbeit der IAEA weniger politisch ausrichten wird als sein Vorgänger. El Baradei war mitunter heftig mit den USA in Konflikt geraten.
Quelle: ntv.de, rts/dpa