Problem trotz Hilfen weiter akut Ukrainischer Minister sieht schwere Flugabwehr-Krise
27.06.2024, 13:17 Uhr Artikel anhören
Die Ukraine verfügt über verschiedene hocheffektive Flugabwehrsysteme und soll weitere bekommen. Doch es braucht auch ausreichend Munition.
(Foto: picture alliance/dpa/Bundeswehr)
Die Flugabwehr der Ukraine hat weiter stark zu kämpfen. Trotz einiger positiver Signale aus dem Westen ist die Situation schwierig. Der ukrainische Energieminister hat wegen des Munitionsmangels kaum Hoffnung, die Infrastruktur des Landes gegen russische Luftangriffe schützen zu können.
Die Ukraine ringt weiter darum, die Oberhand im Luftraum zu erlangen. Noch immer kann Russland schwere Luftangriffe durchführen - die immer wieder zu zivilen Opfern und einer massiven Zerstörung der Energieinfrastruktur führen. Der ukrainische Energieminister schlägt angesichts der Situation Alarm.
Laut Dmytro Sacharuk soll es nach wie vor massiv an Flugabwehrraketen mangeln. Der "Kyiv Post" sagte er: "Es scheint, dass für jede Rakete, die wir im Moment haben, fünf, sechs russische Raketen angreifen. Wenn zehn Raketen angreifen, braucht man aber mindestens zwölf Raketen in der Flugverteidigung." Es gebe derzeit keine Möglichkeit, um die Energieinfrastruktur, die fortlaufend notgedrungen repariert wird, zu schützen, so Sacharuk.
Altbekanntes Problem
Die Problematik ist nicht neu. Ende April sagte ein ukrainischer Soldat in einem Bericht der Luftstreitkräfte: "Die Hilflosigkeit wegen des Mangels an Flugabwehrraketen ist beängstigender als gefährliche Einsätze bei Bachmut." Eine Analyse der täglichen Daten der ukrainischen Luftwaffe durch das "Wall Street Journal" hatte im Mai ergeben, dass in den sechs Monaten zuvor nur rund 46 Prozent der russischen Raketen abgefangen werden konnten. Mittlerweile hat die militärische Unterstützung aus den USA zwar wieder an Fahrt aufgenommen, doch laut ukrainischen Angaben noch nicht ausreichend, um einen großen Effekt auf dem Schlachtfeld zu erzielen.
Gefährlich sind zudem weiterhin Gleitbomben, die nur selten oder gar nicht abgefangen werden können. Sie seien nur schwer zu orten, wie Militärexperte Oberst Reisner im Interview mit ntv.de erklärte. Um die russischen Flugzeuge, welche die Gleitbomben abwerfen, besser eliminieren zu können, wird auf den Einsatz der F-16-Flugzeuge gehofft. Doch wann die Jets und Piloten, von denen die ersten in diesem Sommer einsatzbereit sein sollen, tatsächlich in Frontnähe etwas bewirken können, ist unklar.
Eine Verbesserung der Situation wird sich dennoch auch von den weiteren Flugabwehrsystemen erhofft. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte in den vergangenen Monaten immer wieder betont, die Ukraine brauche mindestens sieben weitere davon.
Aus Deutschland kam eine schnelle Zusage über eine Einheit und über ein ähnlich effektives IRIS-T-System. Doch viele andere Partner Kiews zögerten. Später dann sagte Italien eine SAMP/T-Flugabwehreinheit zu. Rumänien, die Niederlande und die USA wollen zudem jeweils ein weiteres Patriot-System liefern, wie in diesem Monat bekannt wurde.
Ebenso wichtig wie diese späten Zusagen dürfte sein, dass die Partner der Ukraine das Land zudem mit vielen Flugabwehrraketen ausstatten, um die weiter zu erwartenden Angriffe auf zivile Infrastruktur effektiv abwehren zu können.
Quelle: ntv.de, rog