Wahlen in Kaschmir Angst vor Anschlägen
16.09.2002, 00:01 UhrIn einer Atmosphäre von Angst und Gewalt hat im indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir die Regionalwahl begonnen. Sicherheitskräfte erschossen in der Nacht zum Montag 17 islamische Extremisten. Bei Anschlägen und Angriffen auf Wahllokale wurde ein Polizist getötet, sechs Menschen erlitten schwere Verletzungen. Die Wahlen im einzigen indischen Bundesstaat mit moslemischer Bevölkerungsmehrheit dauern noch bis zum 8. Oktober.
In vielen Orten blieben Geschäfte und Fabriken aus Protest gegen die Wahl geschlossen. Eine Stunde vor Schließung der Wahllokale hatten erst 30 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Die islamischen Extremisten hatten gedroht, jeden zu töten, der bei der Regionalwahl seine Stimme abgibt. Im Vorfeld des Urnengangs waren allein 24 Politiker umgebracht worden, darunter auch der Innenminister des Bundesstaates.
Nach Behördenangaben gibt es neue Hinweise auf geplante Anschläge muslimischer Extremisten, die zu einem Boykott des Urnengangs aufgerufen haben. Indische Sicherheitskräfte durchsuchten gestern Wahlkabinen und die Umgebung der Wahllokale nach Sprengsätzen und Zeitzündern, Politiker warben in ihren letzten Veranstaltungen vor der Abstimmung in kugelsicheren Westen um Stimmen.
Islamistische Rebellen kämpfen seit 1989 gewaltsam für eine Loslösung von Indien. Mehr als 36.000 Menschen wurden seither getötet. Neu Delhi wirft dem Nachbarland Pakistan vor, die Extremisten zu unterstützen. Das größte politische Moslem-Bündnis, Hurriyat, boykottiert die Wahlen aus Protest gegen die Weigerung Neu Delhis, die Bevölkerung in einem Referendum selbst über die Zukunft Kaschmirs entscheiden zu lassen.
Anschlag auf Ministerin
Am Vorabend der Parlamentswahl hatten muslimische Extremisten den schwer bewachten Konvoi der Tourismusministerin des Unionsstaats überfallen. Ministerin Sakina Yatoo blieb unverletzt, zwei ihrer Sicherheitskräfte wurden nach Polizeiangaben getötet und drei weitere verletzt. Yatoo befand sich in ihrem Wahlkreis in Damhal-Hanjipora, als eine ferngezündete Bombe unter einem ihrer Begleitfahrzeuge detonierte und Guerillakämpfer das Feuer eröffneten.
Quelle: ntv.de