Panzer und Granaten in Homs Angst wächst in Syrien
11.05.2011, 13:50 Uhr
Syrische Soldaten in Daraa.
(Foto: AP)
Die Gewalt in Syrien nimmt kein Ende. In der syrischen Stadt Homs marschieren Sicherheitskräfte ein, Panzer besetzen mehrere Stadtviertel. Nach Augenzeugenberichten sind Maschinengewehrfeuer und Explosionen zu hören. Die Sicherheitskräfte nehmen zahlreiche Menschen fest. UN-Generalsekretär Ban fordert Zugang für humanitäre Helfer.
Nach dem Einmarsch bewaffneter Sicherheitskräfte sind in der syrischen Stadt Homs erneut Maschinengewehrfeuer und Granatenexplosionen zu hören gewesen. Betroffen waren der Stadtteil Baba Amr sowie mehrere umliegende Dörfer, wie ein Menschenrechtsaktivist sagte. In der ländlichen Region am Stadtrand, wo die Sicherheitskräfte seit drei Tagen Waffen konfiszierten, leben nach Angaben des Aktivisten rund 100.000 Menschen.

Das Regime veröffentlicht Fotos von Waffen, die vermeintlichen Terroristen abgenommen wurden.
(Foto: AP)
Die Einwohner von Homs, das etwa 160 Kilometer nördlich der Hauptstadt Damaskus liegt, seien verängstigt, weil die Sicherheitskräfte auch plünderten, berichtete der Menschenrechtler. In mehreren Stadtteilen würden zudem weitere Panzer stationiert. An den Zufahrten zur Stadt seien Kontrollposten eingerichtet worden. Die syrische Armee hatte Homs am vergangenen Donnerstag umstellt und am Freitag mit Panzern besetzt. Wie in vielen anderen syrischen Städten hatten zuvor auch dort Großkundgebungen gegen Staatschef Baschar el Assad stattgefunden.
Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete unter Berufung auf einen Militärsprecher, am Vortag hätten die Sicherheitskräfte ihre "Dutzende von Mitgliedern bewaffneter Terrorgruppen" in der Umgebung von Homs festgenommen. Sie hätten außerdem Waffen, Autos und 150 Motorräder beschlagnahmt.
Menschenrechtsaktivisten festgenommen
In der ebenfalls von der Armee besetzten Stadt Banias im Nordwesten Syriens setzten die Sicherheitskräfte derweil ihre Suche nach Verantwortlichen für die Proteste fort, wie ein Menschenrechtsaktivist in London sagte. Von 450 Festgenommenen seien 270 wieder freigelassen worden. Sie hätten jedoch schriftlich versichern müssen, sich nicht mehr an Protesten zu beteiligen, sagte der Aktivist. Während ihrer Haft seien sie nach eigenen Angaben geschlagen und beschimpft worden.

Noch ist Präsident Baschar al-Assad nicht von Sanktionen betroffen.
(Foto: dpa)
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief Assad auf, die "Freiheitsforderungen" der syrischen Bevölkerung ernst zu nehmen und die Gewalt in seinem Land zu beenden. Er habe die Forderung dem syrischen Präsidenten auch in mehreren persönlichen Gesprächen selbst übermittelt, sagte Ban. Zugleich zeigte er sich enttäuscht, dass Assad nach wie vor keine humanitären Helfer der Vereinten Nationen in sein Land lasse. Diese würden "unparteiisch und unabhängig" agieren, versprach Ban.
Die Europäische Union hatte als Reaktion auf die Gewalt gegen Demonstranten in Syrien Sanktionen gegen 13 Regimegrößen verhängt. Diese dürfen nicht mehr in die EU-Staaten reisen. Zudem werden mögliche Konten gesperrt. Präsident Baschar al-Assad ist nicht unter den Betroffenen, allerdings sein Bruder Maher, der eine führende Rolle im Sicherheitsapparat spielt. Vor der französischen Botschaft in Damaskus und vor der Vertretung der EU-Delegation gab es am Dienstag kleinere Protestkundgebungen regimetreuer Kräfte.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP