Politik

Zahlreiche Tote, fast 300 Verletzte Anschlag im Herzen Pakistans

In der Stadt Lahore im Osten Pakistans sterben mindestens 22 Menschen bei einem Anschlag auf eine Polizeistation. Die Regierung geht von einem Racheakt radikaler Taliban-Kämpfer aus.

Unter den Trümmern werden weitere Todesopfer vermutet.

Unter den Trümmern werden weitere Todesopfer vermutet.

(Foto: AP)

Ein verheerender Anschlag auf ein Polizeihauptquartier in der ostpakistanischen Metropole Lahore hat mindestens 22 Menschen das Leben gekostet und erhebliche Schäden angerichtet.

Nach offiziellen Angaben und Augenzeugenberichten stiegen mehrere Männer aus einem Wagen und beschossen die Wachen des Gebäudes, bevor ein Selbstmordattentäter eine Autobombe zündete. Der Sprecher der Provinzregierung, Rana Sanaullah, sagte, die Angreifer hätten zunächst versucht, in den Gebäudekomplex einzudringen. Nachdem Sicherheitskräfte den Minibus vor der Zufahrt gestoppt hätten, hätten zwei Bewaffnete das Feuer eröffnet. Wenige Minuten später sei das Fahrzeug dann explodiert.

Fast 300 Verletzte

Ein Bild der Zerstörung: Rettungskräfte am Ort des Anschlags.

Ein Bild der Zerstörung: Rettungskräfte am Ort des Anschlags.

(Foto: AP)

Eine Regierungsstelle für Sanitätsdienste wurde zerstört, ein Büro des Geheimdienstes schwerbeschädigt. Die Zahl der Verletzten lag bei fast 300. Rettungskräfte gingen von weiteren Opfern unter den Trümmern aus. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand.

Rache für Offensive?

Die pakistanische Regierung sprach von einem Racheakt für die Offensive der Armee gegen radikal-islamische Taliban-Kämpfer im Swat-Tal. "Ich gehe davon aus, dass einige pakistanfeindliche Elemente, die unser Land destabilisieren wollen und uns eine Niederlage im Swat-Tal wünschen, jetzt gegen unsere Städte vorgehen", erklärte ein Sprecher des Innenministeriums.

Das Selbstmordattentat war der dritte große Anschlag in der liberalen ostpakistanischen Metropole innerhalb weniger Wochen. Ende März war nahe Lahore eine Polizeischule attackiert worden. Dabei wurden mindestens zwölf Menschen getötet. Die radikalislamischen Taliban in Pakistan bekannten sich zu dem Anschlag. Anfang März griffen Bewaffnete den Bus der srilankischen Kricket-Nationalmannschaft an. Dabei wurden acht Pakistaner getötet.

Armee hofft auf Sieg in Swat

Trotz des neuen Terroranschlags setzten die Streitkräfte die Offensive in Swat fort und töteten mindestens zwölf Aufständische. Ein Armeesprecher sagte, das von den Taliban besetzte Mingora, die wichtigste Stadt in der umkämpften Region, werde in den "nächsten zwei bis drei Tagen" befreit sein.

Eskalierende Gewalt

Die Explosion hat einen großen Krater in die Straße gerissen.

Die Explosion hat einen großen Krater in die Straße gerissen.

(Foto: AP)

Etwa 15.000 Soldaten kämpfen in dem Tal im Nordwesten der Hauptstadt Islamabad gegen rund 5000 Islamisten. Die Gefechte nahmen Ende April an Intensität zu. Seitdem sind in Pakistan fünf schwere Anschläge verübt worden. Seit Beginn der Offensive wurden nach Armeeangaben in den Bezirken Unter-Dir, Buner und Swat etwa 1200 Aufständische sowie 76 Soldaten getötet. Laut UNO flohen knapp 2,4 Millionen Menschen aus diesen Gebieten. Die Hilfsorganisation World Vision rief angesichts der Flüchtlingskatastrophe die höchste Stufe für Nothilfeeinsätze aus. Die Flüchtlinge seien dringend auf Lebensmittel und medizinische Versorgung angewiesen, erklärte die Organisation in Friedrichsdorf.

Die Gewalt in Pakistan hat seit Mitte 2007 deutlich zugenommen. Der Westen hat der Regierung wiederholt vorgeworfen, nicht entschlossen genug gegen Islamisten vorzugehen. Diese haben sich insbesondere in der Grenzregion zu Afghanistan Rückzugsräume geschaffen. Die pakistanische Armee hatte ihre jüngste Offensive gestartet, nachdem die Taliban von Swat aus in benachbarte Regionen eingerückt waren. Derzeit hält sich auch der Oberbefehlshaber der US-Truppen in der Region, David Petraeus, zu Gesprächen in Islamabad auf.

Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP/tis

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