Dutzende Tote in Pakistan und Irak Anschlagserie auf Schiiten
05.02.2010, 16:11 UhrBei Terrorattentaten im Irak und Pakistan sterben mindestens 54 Menschen. In beiden Fällen richten sich die Anschläge gegen schiitische Gläubige. Während in der irakischen Kerbala eine Mörsergranate 41 Pilger beim religiösen Arbain-Fest tötet, erschüttert ein Doppelanschlag die pakistanische Hafenstadt Karachi.

Der Bus, in dem zwölf Menschen ums Leben kamen.
(Foto: dpa)
Bei einem Doppelanschlag in der pakistanischen Finanzmetropole Karachi sind insgesamt 23 Menschen getötet worden. Nach Angaben der Rettungskräfte wurden zwölf Menschen getötet und mehr als 50 verletzt, als ein Selbstmordattentäter auf einem Motorrad in einen Bus mit schiitischen Reisenden raste.
"Ich habe einen Mann auf einem Motorrad gesehen. Er fuhr von der falschen Straßenseite aus in den Bus und dann gab es eine gewaltige Explosion", sagte ein Augenzeuge. Der Bus war auf einer der belebtesten Straßen Karachis unterwegs, die Schiiten wollten an einem Festumzug anlässlich des Endes des heiligen Monats Muharram teilnehmen. Nach Angaben von Rettungskräften waren auch Frauen und Kinder unter den Toten. Zwölf der Verletzten befänden sich in einem "kritischen Zustand".
Freiwillige halfen am Anschlagsort bei der Bergung der Verletzten. Ein Bungalow in der Nähe wurde von Nägeln getroffen, wie sie oft in selbstgebastelten Bomben enthalten sind.
Anschlag auf Krankenhaus

Sicherheitskräfte begutachten den Tatort vor einem Krankenhaus.
(Foto: dpa)
Kurz nach dem ersten Anschlag sprengte sich ein weiterer Attentäter auf einem Motorrad vor dem Krankenhaus in die Luft, in das die Toten und Verletzten gebracht worden waren. Dabei starben zehn Menschen, mehr als 20 wurden verletzt.
In Pakistan gehört eine Minderheit von 20 Prozent der Bevölkerung der schiitischen Glaubensrichtung des Islam an, die Mehrheit sind Sunniten. In den vergangenen zwei Jahren kamen in Pakistan mehr als 2000 Menschen bei fast 300 Anschlägen ums Leben, die extremistischen sunnitischen Gruppen und der pakistanischen Taliban-Organisation TTP zugeschrieben werden. Zu den Anschlägen bekannte sich zunächst niemand.
Kerbala wieder Zielscheibe
Im Irak ist zum dritten Mal in dieser Woche ein Anschlag auf schiitische Pilger in Kerbela verübt worden. Bei dem Einschlag einer Mörsergranate in der für Schiiten heiligen Stadt wurden nach lokalen Angaben 41 Menschen getötet und rund 150 weitere verletzt. Das von den Gläubigen begangene Arbain-Fest hatte seinen Höhepunkt erreicht, in den vergangenen Wochen waren Millionen Menschen deswegen nach Kerbela gereist.
Die Mörsergranate sei in eine Gruppe Menschen eingeschlagen, die gerade den Heiligen Schrein von Kerbela verließen, teilte das lokale Gesundheitsministerium mit. Der Gouverneur der Provinz machte das Terrornetzwerk El-Kaida sowie Anhänger des früheren irakischen Machthabers Saddam Hussein für die Tat verantwortlich. Die Granate wurde den Angaben zufolge von einer ländlichen Region nordöstlich von Kerbela aus abgefeuert. Kerbela selbst liegt rund 110 Kilometer südlich der irakischen Hauptstadt Bagdad. Mehr als eine Million Pilger aus der ganzen Welt nahmen an der religiösen Zeremonie teil, die den letzten Tag des Arbain-Festes markiert.
Starkes Sicherheitsaufgebot
In den vergangenen Wochen waren mehrere Millionen Menschen nach Kerbela gereist. Darunter waren auch etwa 100.000 Pilger aus den Golfstaaten, dem Iran, Syrien, Libanon sowie aus europäischen Ländern. Die Tradition sieht eigentlich vor, dass die Gläubigen zu Fuß nach Kerbela pilgern, Probleme gibt es deswegen auch immer wieder bei der Rückreise, da nicht genügend Verkehrsmittel zur Verfügung stehen.
Aus Angst vor Anschlägen bei der Veranstaltung waren rund um die den Schiiten heilige Stadt 30.000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Am Montag und am Mittwoch waren bereits bei Selbstmordanschlägen mindestens 64 Menschen getötet und mehr als 250 verletzt worden.
Das Arbain-Fest findet vierzig Tage nach dem Aschura-Fest statt, an dem die schiitischen Muslime des Märtyrertodes des Enkels von Prophet Mohammed, Imam Hussein, gedenken. Die Pilger trugen bei den Zeremonien in Kerbela schwarze Kleidung und hielten Fahnen mit dem Bild Husseins in den Händen.
Quelle: ntv.de, AFP