Pulverfass Ukraine-Konflikt Anti-Atomwaffen-Initiative warnt vor Eskalation
28.01.2022, 15:40 Uhr
Militärübung in der Ukraine. "Es ist nicht die Zeit für Kriegstreiberei", so die Ican.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Die zunehmenden Spannungen zwischen den beiden Atommächten USA und Russland alarmieren die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen. Bei einer Eskalation des Konflikts könnten die in ganz Europa stationierten Nuklearwaffen schnell zu "Zielscheiben" werden.
Die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican) hat vor einer Eskalation des Ukraine-Konflikts gewarnt. "Jeder Konflikt, an dem ein oder mehrere nuklear bewaffnete Staaten beteiligt sind, ist extrem gefährlich", sagte Ican-Chefin Beatrice Fihn. Ein Abbau der Spannungen zwischen den Atommächten USA und Russland sei dringend nötig. "Es ist nicht die Zeit für Kriegstreiberei und Macho-Drohungen, sondern vielmehr dafür, sich an einen Tisch zu setzen und zu verhandeln."
In einem "sehr hektischen Sicherheitsumfeld können die Dinge sehr, sehr schnell eskalieren", warnte Fihn. Sie äußerte sich besonders besorgt über "die Atomwaffen, die an der russischen Grenze, aber auch in ganz Europa stationiert sind". Diese könnten im Falle eines umfassenden militärischen Konflikts zu "Zielscheiben" werden, sagte die Ican-Chefin.
Sorge um Lage in Belarus
Fihn betonte auch die Notwendigkeit, die nukleare Abrüstung generell zu fördern, um zur Deeskalation des Konflikts beizutragen. "Wir haben Stimmen aus Belarus vernommen, die davon sprachen, dort russische Atomwaffen stationieren zu wollen, was ich für eine extrem gefährliche Situation halte", sagte sie.
Fihn forderte Belarus, die Ukraine und andere Länder auf, den vergangenes Jahr in Kraft getretenen multilateralen Vertrag zu unterzeichnen, der den Einsatz, die Entwicklung, die Produktion, die Erprobung, die Stationierung, die Lagerung und die Androhung des Einsatzes von Atomwaffen verbietet.
Moskau hat in den vergangenen Wochen an der ukrainischen Grenze zehntausende Soldaten zusammengezogen. Der Westen befürchtet deshalb einen möglichen Angriff Russlands auf das Nachbarland. Der Kreml weist dies kategorisch zurück. Gleichzeitig fordert Moskau von den USA und der Nato "Sicherheitsgarantien". Russland verlangt unter anderem einen Verzicht auf eine weitere Osterweiterung des Militärbündnisses. In einer am Mittwoch vorgelegten Antwort erteilten die USA und ihre Nato-Partner dieser Forderung allerdings eine Absage.
Quelle: ntv.de, mdi/AFP