Politik

Tränengas auf Istanbuls Shopping-Meile Anti-Erdogan-Proteste flammen wieder auf

Die türkische Millionenstadt Istanbul kommt nicht zur Ruhe. Hunderte Menschen demonstrieren auf der Shopping-Meile erneut gegen die Regierung von Ministerpräsident Erdogan. Von Passanten werden sie mit Beifall bedacht, von der Polizei mit Tränengas. Es gibt Verletzte. Dutzende Personen werden festgenommen.

Demonstranten auf der Einkaufsmeile Istiklal Caddesi.

Demonstranten auf der Einkaufsmeile Istiklal Caddesi.

(Foto: REUTERS)

Im Stadtzentrum von Istanbul ist die türkische Polizei erne ut mit großer Härte gegen friedliche Demonstranten vorgegangen. Die Sicherheitskräfte setzten auf der Einkaufsmeile Istiklal Caddesi inmitten von Passanten, ausländischen Touristen und Kindern Wasserwerfer, Reizgas und Plastikgeschosse ein. Mindestens zehn Menschen wurden verletzt, Dutzende weitere wurden festgenommen.

Hunderte Menschen hatten sich zuvor in der Fußgängerzone in der Nähe des Taksim-Platzes zu regierungsfeindlichen Protesten versammelt. Bereitschaftspolizisten mit Gasmasken, Tränengasgewehren und Schlagstöcken verfolgten Demonstranten in Seitengassen.

Bis in den späten Abend hinein schossen Wasserwerfer mit Chemikalien versetztes Wasser auf Demonstranten, aber auch auf unbeteiligte Umstehende. Die Istiklal Caddesi ist in der Regel stark bevölkert, in den umliegenden Straßen sind viele auch bei ausländischen Touristen beliebte Kneipen und Restaurants.

Wahllose Festnahmen

Passanten applaudierten den Demonstranten, die in Sprechchören weiteren Widerstand gegen die Regierung ankündigten. Mehrere Menschen wurden festgenommen. In einem Fall zwang die Polizei alle Besucher einer Kneipe, das Lokal durch eine Polizeikette hindurch zu verlassen. In das Lokal waren Demonstranten vor der Polizei geflohen, es waren aber auch unbeteiligte Besucher dort. Sicherheitskräfte nahmen offenbar wahllos junge Männer fest, als diese die Kneipe verlassen mussten. Journalisten wurden aufgefordert, den Ort der Festnahmen zu verlassen.

Die Polizei hatte bereits zuvor den Gezi-Park am Taksim-Platz vorübergehend abgeriegelt. An Plänen, die Grünfläche zu bebauen, hatten sich die landesweiten Proteste Ende Mai entzündet. Inzwischen richten sie sich vor allem gegen den autoritären Regierungsstil des islamisch-konservativen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, der keinerlei Kompromissbereitschaft zeigt.

Die landesweiten Demonstrationen sind zwar abgeflaut, flammen aber vor allem in der größten türkischen Stadt Istanbul sporadisch wieder auf.

Quelle: ntv.de, wne/dpa/AFP

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