Staatsanwaltschaft prüft Vorwürfe Anzeigen gegen Mursi eingegangen
13.07.2013, 20:01 Uhr
Zehntausende Mursi-Unterstützer forderten seine Wiedereinsetzung als Staatsoberhaupt.
(Foto: REUTERS)
Der abgesetzte Präsident Ägyptens Mursi wird ohne formelle Anklage vom Militär in Gewahrsam gehalten. Dies stieß auch schon in Deutschland auf Kritik. Nun meldet die ägyptische Staatsanwaltschaft, sie prüfe Anzeigen gegen den Politiker.
Bei der ägyptischen Staatsanwaltschaft sind Anzeigen gegen den gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi und mehrere Anführer der islamistischen Muslimbruderschaften eingegangen. Geprüft würden Verdachtsmomente wie "Zusammenarbeit mit ausländischen Agenturen zum Zwecke der Schädigung nationaler Interessen, Anstiftung zum Mord an friedlichen Demonstranten, Angriffe gegen Militäreinrichtungen und Schädigung der Volkswirtschaft", teilte die Behörde mit.
Betroffen sind den Angaben nach neben Mursi acht Führungspersönlichkeiten der Muslimbruderschaft. Darunter sei auch der Vorsitzender Mohammed Badie und der stellvertretende Chef der Partei der Muslimbrüder, Essam Al-Erian.
Wer Mursi und die Islamisten angezeigt hat, teilte die Staatsanwaltschaft nicht mit. Sie werde nun die Vorwürfe prüfen und eine Befragung der Betroffenen vorbereiten. Bis es zu einer formellen Anklageerhebung kommt, könnten Tage, wenn nicht gar Monate vergehen.
Deutschland fordert Freilassung Mursis
Das Militär hatte Mursi vor eineinhalb Wochen gestürzt und hält ihn seither in Gewahrsam. Er wird an einem unbekannten Ort und ohne formelle Anklage festgehalten. Auch einige Führer der Muslimbruderschaft wurden verhafte. Gegen andere wurden Haftbefehle erlassen.
Außenminister Guido Westerwelle hatte erst am Freitag an das Militär appelliert, Mursi freizulassen. Zur Begründung hieß es aus dem Auswärtigen Amt, dass jede Form der politischen Verfolgung für die Zukunft des Landes außerordentlich schädlich sei. "Wir fordern ein Ende der aufenthaltsbeschränkenden Maßnahmen für Herrn Mursi." Zudem müsse einer neutralen, vertrauenswürdigen Organisation wie etwa dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes Zugang zu Mursi gewährt werden.
Gleichzeitig warnte Westerwelle, alle politischen Kräfte und auch die Muslimbrüder, müssten von Gewalt absehen. "Eine Rückkehr zur Demokratie in Ägypten kann nur gelingen, wenn alle politischen Kräfte den demokratischen Transformationspozess mitgestalten können."
Zehntausende Menschen demonstrierten in Kairo bis zum frühen Morgen für Mursi und forderten seine Wiedereinsetzung als Staatsoberhaupt. Nach Mursis Sturz war es mehrfach zu Krawallen gekommen. So waren vor einer Woche nach den Freitagsgebeten Anhänger und Gegner Mursis in mehreren Städten aufeinander losgegangen. Dutzende Menschen starben bei den Zusammenstößen.
Quelle: ntv.de, rts/dpa