Und darauf einen "Schobbe" Apfelwein bleibt Apfelwein
06.11.2007, 19:38 UhrRettung für Hessens Nationalgetränk: Die traditionelle Bezeichnung Apfelwein darf auch in Zukunft verwendet werden, wie der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) in Wiesbaden berichtete: "EU-Landwirtschaftskommissarin Mariann Fischer Boel hat sowohl mir als auch Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer darauf ihr Wort gegeben."
Im jüngsten Entwurf der EU-Kommission für die Reform der europäischen Weinmarktordnung war zunächst vorgesehen, dass nur noch Produkte aus Trauben in Zukunft als Wein bezeichnet werden dürfen. Dagegen hatte sich in Hessen ein Sturm der Entrüstung erhoben. Politiker aller Parteien protestierten ebenso wie die Apfelweinhersteller aus der Region.
Die EU-Agrarkommissarin erklärte nach einem Treffen mit Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU), es werde eine Lösung gefunden, damit Apfelwein und andere Fruchtweine vermarktet werden könnten wie bisher - "und zwar als Fruchtweine". Und: Die Kommission habe nie vorgehabt, die Produktion von Apfelwein zu stoppen, wie Medien berichtet hätten.
"Ich bin froh und dankbar, dass der Spuk jetzt vorbei ist", sagte Koch. Das hessische Nationalgetränk habe in einer kurzen, aber heftigen Kampagne gerettet werden können: "Darauf können alle Freunde des Stöffchens jetzt mit einem 'Gerippten' anstoßen."
"Eine ausschließliche Beschränkung der Bezeichnung 'Wein' auf Traubenerzeugnisse war völlig unakzeptabel", erklärte auch die Oberbürgermeisterin von Frankfurt am Main, Petra Roth (CDU): "Der Apfelwein muss weiter Apfelwein heißen, da konnte es keine Kompromisse geben." Nach Roths Worten hat sich auch der Präsident des EU-Parlaments, Hans-Gert Pöttering, für den Apfelwein stark gemacht. Der Parlamentspräsident habe sich nach einem Besuch in Frankfurt umgehend mit EU-Kommissionspräsident Jos Manuel Barroso in Verbindung gesetzt und diesem von seinen Eindrücken und den Argumenten gegen die Abschaffung des Begriffs "Apfelwein" berichtet.
"Offenbar hatte die Intervention von Europas oberstem Parlamentarier die Entscheidungsfindung der Kommission wesentlich beschleunigt", sagte die OB: "Die schnelle, spontane Reaktion der Bevölkerung und das gemeinsame, entschlossene Auftreten der Politik haben ihre Wirkung nicht verfehlt." Nach Schätzung des Verbandes der Hessischen Apfelwein- und Fruchtsafthersteller hätten allein die Neubeschriftungen auf Firmengebäuden, Lkw, Flaschenetiketten und die komplette Umgestaltung der Werbematerialien eine siebenstellige Euro-Summe gekostet.
Quelle: ntv.de