Nach Selbstmordanschlägen Arafat droht Ausweisung
08.05.2002, 11:55 UhrIsraels Ministerpräsident Ariel Scharon erwägt, Palästinenserpräsident Jassir Arafat auszuweisen. Nach Informationen von n-tv Korrespondent Ulrich Sahm will Scharon auf einer Krisensitzung seines Kabinetts einen entsprechenden Beschluss fassen. Scharon kehrte am Abend vorzeitig von seiner USA-Reise zurück nach Israel.
Vorausgegangen waren zwei Selbstmordanschläge radikaler Palästinenser: Der erste ereignete sich am Dienstagabend in einer Spielhalle der Stadt Rischon Lezion, wobei 17 Menschen ums Leben kamen. Ein zweiter Anschlag südlich von Haifa schlug am Mittwochmorgen fehl. Lediglich der Attentäter wurde schwer verletzt.
Arafat erteilte unterdessen Order an seine Polizeitruppen, weitere Terroranschläge zu verhindern. Der Palästinenser-Präsident bat außerdem US-Präsident Bush in einem dringenden Appell um Unterstützung.
Der israelische Armeesprecher Ron Kitri sagte, die Streitkräfte seien auf die Möglichkeit gefasst, dass die Regierung eine ähnliche Offensive wie die "Operation Schutzschild" anordnen könnte.
Hamas-Aktivisten festgenommen
Zwei ranghohe Mitglieder der radikal-islamischen Hamas-Bewegung befinden sich in der Hand der israelischen Armee. Sie wurden im Flüchtlingslager von Tulkarem festgenommen, wie israelische Medien meldeten. Bei den Verhafteten soll sich um den örtlichen Hamas-Führer Abbas el Sajad und einen weiteren Aktivisten handeln.
Israel wirft den beiden vor, für schwere Anschläge in Israel verantwortlich zu sein, darunter der von Netanja am 27. März. Ein Selbstmordattentäter hatte bei dem bislang blutigsten Attentat der israelischen Geschichte 29 Menschen mit sich in den Tod gerissen.
Isarelische Truppen hatten am Mittwochnachmittag Ziele in dem Lager mit Hubschraubern angegriffen.
Powell fordert Reform der Autonomiebehörde
US-Außenminister Colin Powell hat sein Bedauern über die jüngsten Selbstmordanschläge in Israel geäußert. Diese Anschläge gefährden erneut mögliche Fortschritte im Friedensprozess, erklärte er nach einem Treffen mit seinem britischen Kollegen Jack Straw.
Dennoch werde die US-Regierung weiterhin die arabischen Staaten, Israel und die Palästinenser drängen, sich für ein Ende der Gewalt einzusetzen. Powell bekräftigte die Forderung nach einer Reform der palästinensischen Autonomiebehörde, kritisierte jedoch nicht Präsident Arafat.
Quelle: ntv.de