Wahlen im Januar Arafat kandidiert erneut
26.06.2002, 10:55 UhrZwei Tage nach der Erklärung von US-Präsident George W. Bush, die Ablösung von Palästinenserpräsident Jassir Arafat sei eine Vorbedingung für einen palästinensischen Staat, hat Arafat seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen in den Autonomiebehörden verkünden lassen.
Zugleich erklärte die palästinensische Führung, im kommenden Januar würden Parlament und Präsident neu gewählt. Arafat habe angewiesen, dass die Wahlen zwischen dem 10. und 20. Januar 2003 stattfinden sollen, sagte der palästinensische Minister Saeb Erekat in Jericho. In London teilte Minister Nabil Schaath mit, nach seinen Informationen werde Arafat kandidieren. Schaath wies darauf hin, dass die radikale Hamas bei der Parlamentswahl sehr stark werden könnte.
Schaath verwies damit auf ein Dilemma, in dem die USA nach Ansicht von Beobachtern stecken: Sie fordern eine neue, frei gewählte Palästinenserführung und müssen fürchten, dass die Palästinenser sich bei Wahlen für radikale Kräfte entscheiden werden.
Während US-Außenminister Colin Powell über eine mögliche Wiederwahl Arafats sagte, "Wir nehmen es, wie es kommt", verlautete aus US-Regierungskreisen, dass dies einen Palästinenserstaat in Frage stellen würde.
Ben-Elieser gegen Siedler
Unterdessen kündigte Israels Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser an, er werde 20 illegal errichtete Außenposten am Rande jüdischer Siedlungen abreißen lassen. Notfalls würden die Siedler gewaltsam vertrieben, sagte er im israelischen Fernsehen. Als illegal versteht die israelische Regierung nur die Siedlungen, die ohne Genehmigung des Verteidigungsministeriums errichtet wurden.
Die israelische Armee setzte ihre Militäraktionen im Westjordanland am Mittwoch fort. Nach palästinensischen Angaben drangen israelische Truppen in die Ortschaft Chalchul bei Hebron ein. Weiterhin sind sieben der acht großen Städte des Westjordanlandes besetzt, überall herrscht eine strikte Ausgangssperre. Davon ausgenommen ist lediglich Jericho.
Aus mehreren Ortschaften wurden Festnahmen gemeldet. Am Abend beschossen israelische Kampfhubschrauber das Polizeihauptquartier in Hebron. Soldaten halten das Gebäude seit Tagen umzingelt; darin sollen sich 15 von Israel gesuchte Extremisten verschanzt haben. 
Im Flüchtlingslager von Dschenin wurde ein sechsjähriger palästinensischer Junge erschossen. Nach palästinensischen Angaben hatte das Kind trotz der Ausgangssperre auf der Straße gespeilt. Weitere zwei Kinder seien verletzt worden, als israelische Soldaten auf die Gruppe feuerten. Ein Armeesprecher sagte eine Untersuchung zu. 
Quelle: ntv.de