Furcht vor Kürzungen Arbeitsagentur: Haushaltsstreit könnte Jobcenter bedrohen
25.06.2024, 17:39 Uhr Artikel anhören
80 von 400 Jobcentern droht, zu Beginn des kommenden Jahres kein Budget für neue Maßnahmen zu haben.
(Foto: picture alliance/dpa)
Im Streit über den Bundeshaushalt schlagen kommunale Verbände und die Bundesagentur für Arbeit Alarm. Sie warnen, dass einem Fünftel aller Jobcenter das Geld für neue Fördermaßnahmen ausgehen könnte. Das könnte die Beratung und Arbeitsmarktintegration von Bürgergeldbeziehern gefährden.
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat vor dem Hintergrund des Haushaltsstreits im Bundeskabinett vor Kürzungen des Sozialetats gewarnt. Diese könnten "drastische Auswirkungen" auf die 400 Jobcenter haben, wie die BA in Nürnberg gemeinsam mit Deutschen Landkreistag und dem Deutschen Städtetag erklärte.
Derzeitige Planungen des Bundesfinanzministeriums würden nach ersten Kalkulationen bei jedem fünften Jobcenter dazu führen, dass es zu Beginn des kommenden Jahres kein Budget für neue Maßnahmen hätte. Der Finanzplan des Hauses von Christian Lindner läuft demnach auf eine "faktische Mittelkürzung" hinaus.
Das Finanzministerium schreibe den Haushaltsansatz der Vorjahre weiter und lasse zusätzliche Ausgaben und die wirtschaftliche Situation Deutschlands dabei außer Acht. Die bereits erfolgten Haushaltskürzungen 2024 beim Budget des Bürgergelds konnten laut BA nur durch zusätzliche finanzielle Mittel in Höhe von 1,35 Milliarden Euro durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags ausgeglichen werden. Fielen diese Mittel weg, hätte das "drastische Auswirkungen für die Jobcenter".
Vor allem Eingliederung von Langzeitarbeitslosen gefährdet
Die Finanzplanung des Finanzministeriums habe zur Folge, dass über eine Milliarde Euro von der Eingliederung von Langzeitarbeitslosen umgeschichtet werden müsste auf die Ausgaben für Personal und Mieten. "Insbesondere langzeitarbeitslose Menschen haben es derzeit besonders schwer, eine neue Beschäftigung zu finden", heißt es in der Erklärung. Hinzu kämen die Herausforderungen bei der Unterstützung von geflüchteten Menschen bei Spracherwerb, Weiterbildung und Integration in Arbeit.
Landkreistag, Städtetag und BA appellierten an die Bundesregierung, die Jobcenter finanziell so auszustatten, "dass diese ihre gesetzlichen Aufgaben in einer herausfordernden Zeit mit den zur Verfügung gestellten Finanzmitteln gut erledigen können". Einsparungen beim Bürgergeld ließen sich zudem nur erzielen, wenn ausreichend Mittel für die Aktivierung und Vermittlung der Empfängerinnen und Empfänger zur Verfügung stehen.
Seit Monaten herrscht angesichts knapper Kassen und der schwachen Konjunktur Streit in der Bundesregierung über den Etat für das kommende Jahr. Neben der Schuldenbremse sind unter anderem die Höhe von Sozialleistungen, Infrastrukturinvestitionen sowie die Ausgaben für Verteidigung und Entwicklungsprojekte umstritten. Bundesfinanzminister Christian Lindner fordert deutliche Kürzungen in den Budgets mehrerer Ministerien, vor allem bei Sozialausgaben.
Quelle: ntv.de, mes/AFP/rts