Talsohle durchschritten? Arbeitslose unter 4 Mio.
29.05.2002, 07:18 UhrDie Zahl der Arbeitslosen ist im Mai erwartungsgemäß deutlich zurückgegangen. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung erwarten Arbeitsmarktexperten am Monatsende rund 3,87 Millionen Erwerbslose. Dies wären etwa 150.000 weniger als im April, aber immer noch 150.000 mehr als vor einem Jahr.
Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) bestätigte gegenüber der Zeitung den Rückgang im Mai. Wörtlich sagte Riester: "Die Zahl der Arbeitslosen wird deutlich unter vier Millionen liegen. Die Talsohle ist durchschritten."
Im April war nach einem Rückgang im März die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit mit einem Plus von 6.000 wieder leicht angestiegen. Laut Bundesanstalt für Arbeit (BA) waren im April 4.024 Mio. Menschen in Deutschland ohne Arbeit. Der Anstieg der saisonbereinigten Zahlen ging vor allem auf Ostdeutschland zurück. Dort wurde ein Plus von 5.000 verbucht, während die saisonbereinigte Zunahme in Westdeutschland 1.000 betrug.
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte im April nach Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten die Entwicklung grundsätzlich positiv bewertet. „Die Mai-Zahlen werden besser“, so sei der Auftragseingang insbesondere im Osten gestiegen, „das lässt hoffen", sagte Schröder und fügte hinzu: „Es geht aufwärts.“
Arbeitsmarkt-Experten rechnen dagegen auf absehbare Zeit nicht mit einer Entspannung auf dem Arbeitsmarkt in Ostdeutschland. Ohne ein kräftiges Wirtschaftswachstum werde die Zahl der Erwerbstätigen in den ostdeutschen Bundesländern bis zum Jahr 2015 um knapp sieben Prozent auf rund 5,4 Millionen sinken, analysierten sie in einer am Wochenende veröffentlichten Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Für den West-Arbeitsmarkt sei dagegen ein "Silberstreif am Horizont" erkennbar.
Eine Wende für den Osten wäre nur bei einem kräftigen Wirtschaftswachstum möglich, urteilt das zur BA gehörende Institut. Unter heutigen Bedingungen sei aber nicht mal das "derzeit ohnehin unbefriedigende Beschäftigungsniveau" zu halten, lautet die pessimistische Prognose.
Quelle: ntv.de