Politik

Krise belastet immer mehr Arbeitsmarkt schwer unter Druck

Bereits im April war der sonst übliche Frühjahrsaufschwung auf dem Arbeitsmarkt weitgehend ausgeblieben. Auch der Boom-Monat Mai wird enttäuschend ausfallen.

Selbst im Boom-Monat Mai bewegt sich der Arbeitsmarkt kaum.

Selbst im Boom-Monat Mai bewegt sich der Arbeitsmarkt kaum.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Wirtschaftskrise wird zu einer immer größeren Belastung für den deutschen Arbeitsmarkt und führt selbst im Frühjahrsmonat Mai zu einem ungewöhnlichen Stillstand. Nach Berechnungen von Experten ist die Zahl der arbeitslosen Männer und Frauen im zu Ende gehenden Monat im Vergleich zum April lediglich um rund 50.000 gesunken. In den vergangenen drei Boomjahren war der durchschnittliche Rückgang im Mai fast viermal so hoch ausgefallen.

Volkswirte deutscher Großbanken rechnen sogar mit einem Rückgang der Arbeitslosenzahlen von nur noch 10.000 bis 20.000. Andere Volkswirte halten allerdings auch eine Verringerung von bis zu 70.000 bis 90.000 für möglich. "Im Vergleich zu früheren Jahren ist das aber immer noch eine sehr schwache Entwicklung im Mai", betonte der Allianz-Volkswirt Rolf Schneider. Noch vor einem Jahr waren rund 250.000 weniger Menschen ohne Arbeit gewesen.

Prognose eher düster

Einig sind sich die Fachleute, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten weiter zuspitzen wird. "Es sieht weiterhin düster aus", betont etwa HypoVereinsbank-Volkswirt Alexander Koch. Bereinigt um saisonale Besonderheiten rechnet er wie die meisten seiner Kollegen im Mai mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um rund 60.000. Dabei beunruhigt Koch vor allem das Tempo, mit dem der Arbeitsmarkt abgestürzt ist: Seit Oktober 2008 sei die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl um rund 300.000 gestiegen. Bei früheren Konjunktureinbrüchen seien es in diesem Zeitraum nur rund 150.000 gewesen.

BA-X fällt

Der Industrie brechen die Aufträge weg.

Der Industrie brechen die Aufträge weg.

(Foto: AP)

Auch die Bundesagentur für Arbeit (BA) rechnet in den kommenden Monaten mit einer Verschärfung der Jobkrise. Darauf deute die Zahl der Jobangebote hin; diese sei im Mai den siebten Monat in Folge gesunken. Entsprechend sei der Stellenindex BA-X in diesem Monat um fünf auf 126 Punkte gefallen. Dies seien rund 43 Punkte weniger als Mai 2008. "Damit befindet sich die Arbeitskräftenachfrage auf dem Niveau von Herbst 2005", heißt in einer Mitteilung.

Ähnlich pessimistisch sieht auch die Zukunftsperspektive der Bankenvolkswirte aus: "Wir sind noch relativ weit entfernt von der Talsohle", meint etwa Philipp Jäger von der genossenschaftlichen DZ- Bank. Nach seiner Überzeugung wird die Arbeitslosigkeit noch im Laufe dieses Jahres die Vier-Millionen-Marke überspringen. Allianz- Volkswirt Rolf Schneider geht immerhin davon aus, dass sich der Anstieg der Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr verlangsamt. Philipp Jäger von der DZ-Bank rechnet als Folge des Konjunkturpakets II schon in diesem Sommer mit einer leichten Entspannung auf dem Stellenmarkt. Vor allem auf dem Bau werde sich die Lage verbessern.

Frühjahrsaufschwung bleibt aus

Bereits im April war der sonst übliche Frühjahrsaufschwung auf dem Arbeitsmarkt weitgehend ausgeblieben. Die Zahl der Jobsuchenden war in dem Monat nach Bundesagenturangaben gerade einmal um 1000 auf 3.585.000 gesunken. Im Vergleich zu 2008 waren im April 171.000 Menschen mehr auf Arbeitssuche. Die Arbeitslosenquote stagnierte bei 8,6 Prozent. Saisonbereinigt war die Arbeitslosenzahl in Deutschland um 58.000 auf 3,463 Millionen gestiegen. Ohne den verstärkten Einsatz der Kurzarbeit hätte die Zahl der Erwerbslosen um mehrere hunderttausend höher gelegen, hatte BA-Chef Frank-Jürgen Weise eingeräumt.

Quelle: ntv.de, dpa

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