Über 200 Millionen missbraucht Arme Kinder häufiger Opfer
02.06.2009, 12:52 UhrNach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen werden mehr als 200 Millionen Kinder pro Jahr zum Sex gezwungen. Besonders Kinder aus armen Regionen sind demnach von Missbrauch bedroht.
Weltweit werden nach Schätzungen der Vereinten Nationen jährlich rund 150 Millionen Mädchen und 73 Millionen Jungen unter 18 Jahren zum Sex gezwungen. Wie aus einem Bericht des UN-Kinderhilfswerks UNICEF hervorgeht, werden zudem jedes Jahr hunderttausende Kinder über Grenzen hinweg verkauft - viele von ihnen für sexuelle Zwecke. "Kinder sind keine Ware", erklärte der UNICEF-Botschafter Roger Moore in Berlin. Männer auf der ganzen Welt müssten begreifen, dass der Missbrauch von Kindern oder die Nutzung von Kinderpornografie schwere Verbrechen seien, sagte der ehemalige "James Bond"-Darsteller.
Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen forderte, auf allen Ebenen von Staat und Gesellschaft gegen "die schreckliche Gewalt" anzugehen, die Kindern und Babys tagtäglich angetan werde. Dazu gehöre auch der Kampf gegen Kinderpornografie im Internet. "Wir müssen zu allererst die Täter finden und zur Verantwortung ziehen", erklärte die Ministerin. Es sei aber auch wichtig, Seiten mit Kinderpornografie im Internet zu sperren, um das "Massengeschäft" zu bekämpfen, das mit den Bildern betrieben werde. UNICEF-Geschäftsführerin Regine Stachelhaus forderte, Täter über nationale Grenzen hinweg zu verfolgen.
Unzureichende Strafverfolgung
Nach Einschätzung von UNICEF sind insbesondere arme Kinder aus den Entwicklungs- und Schwellenländern von Missbrauch und Ausbeutung bedroht. Als Gründe werden der Zusammenbruch sozialer Schutzmechanismen und unzureichende Strafverfolgung genannt. Auf den Philippinen werden laut UNICEF zwischen 60.000 und 100.000 Kinder als Prostituierte ausgebeutet. Jedes Jahr kommen demnach tausende Mädchen in die Hauptstadt Manila. Statt der versprochenen Stelle als Hausmädchen würden sie von Schleppern an Bordellbesitzer verkauft.
In Bangladesch liegt das Durchschnittsalter, in dem Minderjährige zu Opfern kommerzieller sexueller Ausbeutung werden, laut UNICEF bei 13 Jahren. In den Touristenzentren an der Küste Kenias wurden nach einer Recherche des Kinderhilfswerks und der kenianischen Regierung im Jahr 2006 etwa 15.000 Jugendliche als Prostituierte ausgebeutet. Etwa zehn Prozent der Mädchen waren demnach jünger als zwölf Jahre, als sie sich das erste Mal prostituierten. Zwei Drittel der Kunden waren wohlhabende Touristen aus den Industrieländern.
Jugendliche schützen
Die länderübergreifende Zusammenarbeit der Polizeibehörden sei unzureichend. So arbeiteten bislang lediglich 36 Staaten, darunter auch Deutschland, mit einer Interpol-Datei zusammen, die weltweit kinderpornografische Bilder zum Zweck der Strafverfolgung auswertet. Die Zahl der missbrauchten Opfer, deren Bilder aktuell im Netz verbreitet werden, schätzt Interpol den Angaben zufolge auf 10.000 bis 20.000 Kinder.
UNICEF forderte die Bundesregierung auf, ihren Aktionsplan zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt weiterzuentwickeln. Die Sperrung von Internetseiten sei dabei ein "Baustein". Sie müsse jedoch in einem rechtsstaatlichen Verfahren kontrolliert werden, um das Recht auf Informationsfreiheit zu wahren.
Quelle: ntv.de, AFP