Panik in Thailand Armee dementiert Putschgerüchte
22.04.2011, 11:14 UhrWeil die Fernsehsender nicht mehr senden, machen in Thailand Putschgerüchte die Runde. Das Militär dementiert: "Wir haben keine Putschabsichten", sagt der Armeechef. Hintergrund sind die baldigen Wahlen - allgemein wird vermutet, die Armee könne einen Sieg der Rothemden verhindern wollen. An der Grenze zu Kambodscha kommt es zu Gefechten.
Thailands Armeechef hat Gerüchte über einen bevorstehenden Militärputsch zurückgewiesen. Spekulationen hatten sich über Nacht wie ein Lauffeuer verbreitet, nachdem das Militär am Donnerstag zuerst eine ungewöhnliche Militärübung unweit von Bangkok abhielt und am Abend plötzlich die Fernsehsignale ausfielen. Die Zeitung "The Nation" konstatierte daraufhin Panik im ganzen Land. Grund sei ein technischer Fehler gewesen, teilte die Regierung dagegen mit.
Gleichzeitig sorgten neue Kämpfe an der thailändisch-kambodschanischen Grenze für Unruhe. Mindestens drei thailändische Soldaten wurden dabei getötet. Elf weitere Soldaten wurden nach Angaben der Armee in Bangkok verletzt. Kambodscha sprach von einem "unprovozierten Angriff" der thailändischen Seite.

32 Dörfer auf der thailändischen Seite der Grenze wurden evakuiert. Die Region befindet sich rund 360 Kilometer nordöstlich von Bangkok.
(Foto: REUTERS)
Schauplatz der Gefechte war die Tempelanlage Ta Krabei oder Ta Kwai auf thailändisch, die beide Länder beanspruchen. Die Anlage liegt in der Provinz Oddar Meanchey, etwa 100 Kilometer südwestlich des berühmteren Tempels Preah Vihear, um den die Nachbarstaaten seit Jahren streiten. Dort waren bei Zusammenstößen im Februar zehn Menschen ums Leben gekommen. Internationale Gerichte haben Preah Vihear Kambodscha zugesprochen.
Gelbe gegen Rote
Das thailändische Militär beteuerte unterdessen, nicht in die Innenpolitik eingreifen zu wollen. "Wir haben keine Putschabsichten", sagte Armeechef Prayuth Chan-ocha am Freitag bei seiner Rückkehr von einem Besuch im benachbarten Laos. Das Militär hat seit den 1930er Jahren 18 Mal geputscht, zuletzt 2006. Damals stürzte es die Regierung der Galionsfigur der "Rothemden", den damaligen Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra. Meist besetzt die Armee als erstes nationale Fernseh- und Radiosender - deshalb die Unruhe, als das Signal am Donnerstagabend ausfiel.
Thailand steht unmittelbar vor Wahlen. Das Parlament soll in den nächsten zwei Wochen aufgelöst werden, sagte ein Regierungssprecher. Der Wahlausgang ist völlig offen.
Durch Thailand zieht sich seit Jahren ein tiefer politischer Graben. Zunächst standen sich das alte Establishment der städtischen Eliten, die "Gelbhemden", und die armen Bauern aus dem Nordosten, die "Rothemden", gegenüber, doch sind die Fronten längst zerfasert. Premierminister Abhisit Vajjajiva, ursprünglich von den Gelbhemden im Amt begrüßt, hat an Rückhalt verloren.
Vor einem Jahr beendete die Regierung einen wochenlangen Protest der oppositionellen Rothemden unter Einsatz von Panzern. Dabei kamen mehr als 90 Menschen ums Leben. Der Armeechef ist ein erklärter Gegner der Rothemden.
Quelle: ntv.de, hvo/dpa