Machtkampf auf Madagaskar Armee stürmt Präsidentenpalast
16.03.2009, 18:50 UhrDie Armee Madagaskars hat den Präsidentenpalast gestürmt. Zwei Panzer drangen auf das Gelände mitten in der Hauptstadt Antananarivo vor. Schüsse und Explosionen waren zu hören. Über Lautsprecher forderten Soldaten Präsident Marc Ravalomanana auf, sich zu ergeben. Doch der zunehmend unter Druck geratene Ravalomanana hatte zuvor in einem anderen Gebäude rund zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt Schutz gesucht. Die Armee hatte sich kurz zuvor auf die Seite von Oppositionsführer Rajoelina gestellt. Er liefert sich mit dem Präsidenten einen Machtkampf, bei dem auf der Tropeninsel seit Jahresbeginn mehr als 135 Menschen starben.
Soldaten waren rund um das Gelände postiert und bahnten sich ihren Weg durch einige Gebäude des Komplexes. Nach den ersten Gewehrsalven und zwei großen Explosionen zum Beginn des Sturms auf den Palast wurde nicht mehr geschossen. "Ergeben Sie sich, wenn sie da sind, denn wir sind Brüder", rief ein Soldat, als sich die Truppen den Weg ins innere des Palastes bahnten. Die Armee erklärte, neben dem Palast auch die Zentralbank eingenommen zu haben.
Armee hinter Opposition
In früheren Konflikten der 1960 von Frankreich unabhängig gewordenen Inselrepublik war die Armee traditionell neutral geblieben. Doch am Montag erklärte die Armee, 99 Prozent der Soldaten stünden hinter Rajoelina. Der 34-Jährige, ein ehemaliger Discjockey und bis vor kurzem Bürgermeister von Antananarivo wirft Ravalomanana vor, autokratisch zu regieren und den Inselstaat wie eine Privatfirma zu führen. Vor allem die Unzufriedenheit über die Armut auf Madagaskar hat ihn populär gemacht. Dagegen beschuldigen die Anhänger des Präsidenten Rajoelina, als Unruhestifter illegal an die Macht gelangen zu wollen.
Rajoelina hatte die Sicherheitskräfte angewiesen, Ravalomanana festzunehmen. Der Präsident beharrt darauf, sein Amt nur nach demokratischen Regeln aufzugeben. Am Sonntag hatte er zur Überwindung der Krise ein Referendum angeboten. Die Afrikanische Union (AU) rief die Bevölkerung auf, die Verfassung zu achten. "Wir verurteilen den Putschversuch", erklärte die AU.
Madagaskar liegt im Indischen Ozean vor der Südostküste Afrikas. Die Tourismus-Industrie der Insel leidet unter der Krise, die auch von Investoren der Bergbau- und Ölindustrie mit großer Aufmerksamkeit verfolg wird.
Quelle: ntv.de