Wieder Schüsse auf dem Tahrir-Platz Armee tötet zwei Demonstranten
09.04.2011, 12:34 Uhr
Blut auf dem Tahrir-Platz.
(Foto: AP)
Zum ersten Mal seit dem Sturz von Präsident Mubarak werden wieder Demonstranten auf dem Platz der Befreiung in Kairo getötet.
Beim gewaltsamen Vorgehen von Sicherheitskräften gegen Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Kairo sind nach Angaben von Ärzten zwei Menschen getötet worden. Mindestens 18 weitere seien in der Nacht zum Samstag verletzt worden, als Militärpolizisten versuchten, den Platz von Demonstranten zu räumen, sagten Mediziner. Die Demonstranten forderten den Rücktritt des Vorsitzenden des regierenden Militärrats, Hussein Tantawi.
Ob die Todesfälle und Verletzungen durch Schusswaffen verursacht wurden, konnten die Ärzte zunächst nicht sagen. Eine offizielle Bestätigung der Todesfälle gab es bis zum Samstagmittag nicht. Es wären die ersten Todesopfer auf dem Tahrir-Platz nach dem Sturz von Staatschef Husni Mubarak am 11. Februar.
Augenzeugen zufolge hatten die Sicherheitskräfte in der Nacht Warnschüsse abgegeben, als sie versuchten, den Platz zu räumen. Am Samstagmorgen erklärte die Armee laut der staatlichen Nachrichtenagentur MENA, Kräfte des Innenministeriums hätten sich zusammen mit Bürgern "den aufrührerischen Handlungen entgegengestellt" und die in Kairo geltende nächtliche Ausgangssperre durchgesetzt, ohne dass es Opfer gegeben habe.
Trotz der Räumungsaktion harrten am Mittag weiter rund 200 Menschen auf dem Platz aus, wie ein AFP-Journalist berichtete. Einige Demonstranten steckten dabei einen Militärbus und ein Zivilfahrzeug in Brand. Nahe des Platzes war zudem ein teilweise ausgebrannter Militärlastwagen zu sehen. Der Boden war mit Steinen übersät, die von der Heftigkeit der Auseinandersetzungen zeugten, auch Blut war zu sehen. "Ich habe darauf gewartet, das andere Gesicht der Armee zu sehen", sagte ein Demonstrant. "Wenn sie so weitermacht, wird sie das andere Gesicht des Volkes zu sehen bekommen."
Offiziere fordert Säuberung der Armee
Die Militärpolizei sperrte den Raum um die Demonstranten mit Stacheldraht ab. Die Protestteilnehmer kündigten an, sie wollten solange auf dem Platz bleiben, bis Tantawi zurückgetreten sei. Der von ihm geführte Militärrat hatte nach dem Sturz Mubaraks die Macht in Ägypten übernommen.
Bei der größten Protestkundgebung seit einem Monat hatten am Freitag zehntausende Menschen in Kairo für Prozesse gegen Mubarak sowie Vertraute aus seinem Umfeld demonstriert. Dabei hatten Demonstranten auch Parolen gegen Militärratschef Tantawi gerufen, der unter Mubarak 20 Jahre lang Verteidigungsminister gewesen war.
Einige Offiziere hatten sich dem Protest angeschlossen und eine "Säuberung" der Armee gefordert. Mehrere hundert Protestteilnehmer blieben darauf die Nacht über auf dem Platz. Die demonstrierenden Offiziere harrten nachts in einem Zelt auf dem Platz aus. Dutzende Demonstranten versammelten sich um das Zelt, um deren Verhaftung zu verhindern.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP