Innovative, neue Medikamente Ärzte-Chef verlangt Festpreise
19.02.2010, 09:56 UhrNeue Arzneimittel müssten deutlich billiger angeboten werden als bisher, fordert der Chef der Bundesärztekammer Hoppe. Sollte eine solche Vereinbarung mit der Pharmaindustrie nicht auf freiwilliger Basis gelingen, müssten entsprechende Gesetze her. Rückenwind kommt von Gesundheitsminister Rösler.

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Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg- Dietrich Hoppe, hat gesetzliche Festpreise auch für neue Medikamente gefordert. "Wenn es nicht gelingt, mit der Arzneimittelindustrie eine Vereinbarung über wesentlich niedrigere Arzneimittelpreise zu schließen, dann brauchen wir eine gesetzliche Lösung", sagte Hoppe der "Rheinischen Post".
Das Modell der Festpreise habe sich bewährt. In Deutschland würden für neue Arzneien weltweit die höchsten Preise bezahlt, sagte Hoppe. "Aber nicht jedes teure sogenannte innovative Medikament bringt auch wirklich einen Nutzen für die Patienten."
Unterstützung von Rösler
Ungeachtet des Widerstandes der Pharmaindustrie zeigt sich Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) entschlossen, Einsparpotenziale bei Arzneimitteln auszuschöpfen. Rösler sagte in Berlin nach einem Treffen mit Vertretern der Krankenkassen und der pharmazeutischen Industrie: "Deutschland hat eines der besten Gesundheitssysteme, in dem der Zugang zu neuen innovativen Arzneimitteln für GKV-Versicherte gesichert ist. In Deutschland sind allerdings auch die Preise von innovativen Medikamenten besonders hoch. Hier wollen wir ran."
Es blieb zunächst offen, ob die Pharmaindustrie Entgegenkommen signalisierte. Rösler sagte: "Wir sind auf einem guten Weg. Ich bin erfreut, dass die Vertreter der Kassen und der Pharmaindustrie die Zeichen der Zeit erkannt haben. Auch die Pharmaindustrie muss ihren Beitrag leisten." Rösler bekräftigte, er wolle "in den nächsten Wochen" ein Konzept zur Kostensenkung bei neuen, teuren Medikamenten vorlegen. "Dabei werden sowohl Vertragsverhandlungen zwischen Krankenkassen und pharmazeutischen Herstellern als auch die Kosten- Nutzen-Bewertung eine wichtige Rolle spielen."
Arzneimittel "werden verramscht"
Vor den Gesprächen warnte der Vorsitzende des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), Bernd Wegener, "dass Arzneimittel (...) auf einmal wie eine Konsumware verramscht werden sollen zum Nulltarif im Fortschrittsbereich". Rösler müsse Balance halten zwischen Fortschritt und Wirtschaftlichkeit. Vergangene Woche hatten die gesetzlichen Krankenkassen dem Minister Vorschläge gemacht, wie rund vier Milliarden Euro gespart und damit weitere Zusatzbeiträge zulasten der Versicherten verhindert werden könnten.
Quelle: ntv.de, dpa