Politik

Lange Wartezeiten für Kassenpatienten Ärztepräsident will "Dringliche Überweisung"

Auf einen Arzttermin muss man oft lange warten.

Auf einen Arzttermin muss man oft lange warten.

Noch immer warten Kassenpatienten oft wochenlang auf einen Termin beim Facharzt. SPD und Union wollen das ändern, indem sie die Patienten in die Krankenhäuser schicken. Doch Ärztepräsident Montgomery hat einen Gegenvorschlag.

Die Bundesärztekammer hat die Einführung einer "Dringlichen Überweisung" vorgeschlagen, damit Hausärzte ihre Kassenpatienten schnell zu einem Facharzt vermitteln können. So soll die im Koalitionsvertrag vereinbarte Termingarantie verhindert werden. Union und SPD wollen durchsetzen, dass Patienten in ein Krankenhaus gehen können, wenn sie nicht binnen vier Wochen einen Termin beim Facharzt erhalten.

Dies halte er für unsinnig, sagte der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, der "Rheinischen Post". Bislang sei es ja schon so, dass die Hausärzte in dringenden Fällen bei der Vermittlung eines Fachkollegen helfen würden. Die geplante Termingarantie würde letztlich dazu führen, dass die weniger schweren Fälle ins Krankenhaus gingen, sagte Montgomery. Darauf aber seien die Kliniken nicht eingestellt.

"Wichtig ist, dass Termine beim Facharzt weiterhin aus medizinischen Gründen vergeben werden." Dafür könne man eine neue Form der dringlichen Überweisung schaffen. Wer dann ohne Überweisung seines Hausarztes einen Facharzttermin wünsche, müsse unter Umständen etwas länger warten.

Nach vier Wochen in die Klinik

Schwarz-Rot plant laut Koalitionsvertrag, dass Kassenpatienten, die nicht binnen vier Wochen einen Facharzttermin erhalten, in einer Klinik versorgt werden sollen. Hintergrund ist, dass Kassenpatienten häufig länger auf einen Termin warten müssen als Privatpatienten. Die Kassenärztlichen Vereinigungen sollen für die Organisation der Terminvergabe verantwortlich sein.

Die Wartezeiten für Kassenpatienten auf einen Facharzttermin sind schon seit Jahren in der Debatte. Die Sozialdemokraten wollten bislang die teils ungerechte Terminvergabe für Kassen- und Privatpatienten durch eine einheitliche Bürgerversicherung beseitigen. Nach einer Befragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung aus diesem Jahr müssen elf Prozent der gesetzlich Versicherten länger als drei Wochen auf einen Arzttermin warten, bei den privat Versicherten sind dies nur vier Prozent. Bei Fachärzten muss mehr als jeder fünfte Patient länger als drei Wochen warten.

Die Wartezeiten hängen auch von der Fachrichtung der Mediziner ab. Am schnellsten gibt es einen Termin beim Hausarzt. Bei Psychiatern, Kardiologen, Frauenärzten, Urologen, Hautärzten, Orthopäden und Augenärzten muss mehr als die Hälfte aller Versicherten länger als drei Wochen warten.

Quelle: ntv.de, sba/dpa

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