Politik

Krieg gegen das eigene Volk Assad-Regime erobert Kleinstadt

Bild aus einem Internet-Video, es soll einen Militärhubschrauber über der Stadt Talbiseh zeigen.

Bild aus einem Internet-Video, es soll einen Militärhubschrauber über der Stadt Talbiseh zeigen.

(Foto: Reuters)

Syrien meldet, die Kleinstadt Dschisr al-Schogur an der Grenze zur Türkei sei von der Armee unter Kontrolle gebracht worden. Nach Angaben der Opposition waren Hubschrauber und rund 200 Panzer an der Aktion beteiligt. Es ist der bisher massivste Militäreinsatz des Assad-Regimes gegen das eigene Volk.

Die syrische Armee hat nach Angaben des Staatsfernsehens die Protesthochburg Dschisr al-Schogur im Nordwesten des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Die Armeeverbände hätten "bewaffnete Elemente" in die umliegenden Berge vertrieben, berichtete das syrische Fernsehen. Zuvor hatte das Fernsehen vom Einmarsch der Truppen in die Stadt und von mehreren Todesopfern bei den dortigen Gefechten berichtet.

Bild von Al-Arabija, das syrische Soldaten bei der Einfahrt in Dschisr al-Schogur zeigen soll.

Bild von Al-Arabija, das syrische Soldaten bei der Einfahrt in Dschisr al-Schogur zeigen soll.

(Foto: dpa)

Die 50.000-Einwohner-Stadt Dschisr al-Schogur in der Provinz Idlib steht seit Tagen im Zentrum des Konflikts zwischen syrischen Sicherheitskräften und regierungskritischen Demonstranten. Nach Darstellung der offiziellen syrischen Medien griffen dort am 6. Juni "bewaffnete Gruppen" das Hauptquartier der Sicherheitskräfte an und töteten 120 Polizisten. Bürgerrechtler und Oppositionelle haben dies zurückgewiesen und erklärt, es habe eine Meuterei in den Reihen der Polizei gegeben. Offenbar hätten sich die Sicherheitskräfte geweigert, auf unbewaffnete Demonstranten zu schießen.

Zahlreiche Bewohner der 50.000-Einwohner-Stadt sind vor den gewaltsamen Auseinandersetzungen geflohen. Der Einmarsch der Armee am Sontag wurde mit einem "Hilferuf der Bevölkerung" begründet. Das Staatsfernsehen berichtete, die Armee habe ein Massengrab mit den Opfern des Angriffs vom 6. Juni entdeckt.

Westerwelle warnt vor humanitärer Krise

Rund 200 Panzer seien an der Operation beteiligt, berichteten syrische Oppositionelle. Hubschrauber kreisten über dem Ort. Die Streitkräfte, die von Süden und Osten vorrückten, nahmen die Kleinstadt mit Artillerie unter Beschuss. Es war der bisher massivste Militäreinsatz des Assad-Regimes gegen das eigene Volk. Das brutale Vorgehen löste international Bestürzung aus. Bundesaußenminister Guido Westerwelle warnte, es drohe eine humanitäre Krise.

Auch am Sonntag kamen Menschen über die Grenze, wie die türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Sie werden in Zeltstädten des Türkischen Roten Halbmondes untergebracht. Die türkische Regierung hat mehrfach versichert, dass sie die Grenze zu Syrien nicht schließen wird.

Syrerinnen in einem Flüchtlingslager in der Türkei.

Syrerinnen in einem Flüchtlingslager in der Türkei.

(Foto: AP)

Seit Mitte März fordern Regierungsgegner in Syrien die Absetzung des autoritär regierenden Staatschefs Baschar al-Assad. Die Staatsmacht in Damaskus geht seither mit aller Härte gegen die Demonstranten vor. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wurden bereits rund 1300 Menschen getötet und tausende Regierungsgegner inhaftiert.

Die USA prangerten das brutale Vorgehen gegen Regimegegner in Syrien an. Zugleich forderten sie Präsident Assad auf, dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) "sofortigen und ungehinderten Zugang" zu Kampfgebieten in Nordsyrien zu gewähren, um Verletzten, Gefangenen und Flüchtlingen helfen zu können.
 

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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