Gaza-Hilfsflotte darf nicht auslaufen Athen nimmt Kapitän fest
02.07.2011, 22:36 UhrEigentlich wollen Aktivisten mit mehreren Schiffen Hilfsgüter in den Gaza-Streifen bringen. Doch Griechenland lässt sie nicht auslaufen. Weil ein Kapitän es trotz Verbots versucht, wird er festgenommen. Unterdessen warnt das Nahostquartett die Aktivisten vor dem Auslaufen der Flotte.
Die griechische Küstenwache hat einen der Kapitäne der neuen Gaza-Flotte festgenommen. Der US-Amerikaner wurde verhaftet, weil er trotz eines Verbots der griechischen Regierung versucht habe, mit seinem Schiff "Audacity of Hope" und knapp 50 Passagieren an Bord auszulaufen. Das berichtete das staatliche Radio.
Die Rechtsanwälte des 68-Jährigen beantragten eine dreitägige Frist, damit er seine Verteidigung vorbereiten kann. Somit muss er am Dienstag vor der Justiz erscheinen. Zuvor hieß es, der Prozess soll im Schnellverfahren am Montag stattfinden.

Die Aktivisten sind wütend und enttäuscht.
(Foto: REUTERS)
Seit einer Woche bereiten sich Aktivisten aus zahlreichen Staaten darauf vor, von verschiedenen Mittelmeerhäfen aus mit Hilfsgütern an Bord von Schiffen nach Gaza aufzubrechen. Schiffe und Boote der neuen Gaza-Flotte befinden sich in kleineren Häfen nahe Piräus, der Insel Kreta und der Insel Korfu. Andere Schiffe sollen aus anderen Mittelmeerstaaten starten. Die Regierung in Athen hatte den Aktivisten am Freitag verboten, von Griechenland aus Richtung Gaza in See zu stechen. Zur Begründung hieß es, Israel habe eine Verbotszone für Schiffe vor Gaza verhängt.
"Es tut mir weh. Ich bin traurig und ich bin verärgert", sagte eine der Passagiere der "Audacity of Hope", Heidi Epstein, dem griechischen Fernsehsender "Mega" nach der Festnahme des Kapitäns. "Und ich möchte nach Gaza fahren", fügte die Holocaust-Überlebende hinzu. Auch andere Aktivisten kritisierten das Vorgehen Athens als Verletzung des Seerechts. "Wir sind nicht Menschen, die so leicht aufgeben", sagte eine von ihnen im Fernsehen.
Bereits am Freitag hatte Vangelis Pissias, ein anderer Sprecher der Aktivisten, erklärt: "Wir werden versuchen auszulaufen". Pissias warnte, die Regierung dürfe Griechenland nicht "in eine Art zweites Gaza" verwandeln. Das griechische Außenministerium hatte bereits Anfang vergangener Woche alle griechischen Bürger und die Besatzungen griechischer Schiffe davor gewarnt, an der Aktion teilzunehmen.
Bereits 2010 hatte eine Gaza-Hilfsflotte versucht, die israelische Seeblockade des palästinensischen Gazastreifens zu durchbrechen. Dabei waren neun türkische Aktivisten bei der Erstürmung eines Hilfsschiffes von einem israelischen Kommando getötet worden.
Nahostquartett warnt Aktivisten
Das Nahostquartett aus UN, EU, Russland und den USA hat die Aktivisten unterdessen aufgefordert, nicht auszulaufen. "Wir bitten mit Nachdruck alle, die helfen wollen, die erprobten Kanäle zu wählen. Dann können die Hilfsgüter kontrolliert werden und über den Landweg ihr Ziel erreichen", heißt es in einer bei den Vereinten Nationen in New York verbreiteten Erklärung. "Das Quartett ruft alle Regierungen auf, mit ihrem Einfluss weitere Aktionen zu verhindern. Andernfalls wird das Leben der Beteiligten riskiert und eine Eskalation der Lage hingenommen."
Das Quartett bedauerte in seiner Erklärung die Toten und Verletzten der Aktion vom vergangenen Jahr. Gleichwohl habe Israel wegen seiner Sicherheit berechtigte Sorgen. Die Regierungen der Region müssten zusammenarbeiten, um den Waffenschmuggel nach Gaza zu unterbinden. Wichtiges Ziel müsse es bleiben, die Lebensbedingungen der Palästinenser im Gazastreifen zu verbessern.
Quelle: ntv.de, dpa