Paris bestätigt "kurze Berührung" Atom-U-Boote kollidieren
16.02.2009, 15:05 UhrZwei Atom-U-Boote aus Frankreich und Großbritannien sind Anfang Februar im Atlantik zusammengestoßen. Das französische Verteidigungsministerium und die britische Marine bestätigten einen Bericht der britischen Zeitung "The Sun". Es habe keine Verletzten gegeben. Von der atomaren Ausrüstung der U-Boote sei zu keiner Zeit eine Gefahr ausgegangen, hieß es in einer in Paris verbreiteten Mitteilung des Ministeriums. Beide Schiffe können mit bis zu 16 Atomraketen ausgerüstet werden. Zunächst war unklar, wie es trotz hochmoderner Geräte zur Schallmessung zu dem Unfall Anfang Februar kommen konnte.
Die Atom-U-Boote hätten sich "kurz berührt", erklärte das Verteidigungsministerium in Paris. Wie die britischen Tageszeitungen "The Times", der "Daily Telegraph" und die "Sun" übereinstimmend berichteten, waren die Boote voneinander unabhängig auf Tauchfahrt, als sich der Zwischenfall ereignete. Sie hätten zusammen rund 250 Mann an Bord gehabt.
Britisches U-Boot abgeschleppt
Die französische "Le Triomphant" war nach dem Unfall aus eigener Kraft nach Brest zurückgekehrt. Die britische "HMS Vanguard" hingegen musste in ihren schottischen Heimathafen Faslane geschleppt werden. Die jeweils etwa 150 Meter langen U-Boote befanden sich nach offiziellen Angaben auf Routinefahrt. Sie seien mit niedriger Geschwindigkeit zusammengestoßen. Das französische Verteidigungsministerium hatte am 6. Februar bereits von einem Zusammenstoß der "Triomphant" mit einem nicht identifizierten Objekt gesprochen. Vermutlich habe es sich um einen Container gehandelt.
Die U-Boote gehören zum atomaren Abschreckungspotenzial beider Länder. "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es bei einer solchen Kollision zu einer nuklearen Explosion kommen kann", zitierte die "Sun" einen hochrangigen Militär. "Aber ein radioaktives Leck wäre möglich gewesen. Schlimmer noch, wir hätten die Besatzung und die Sprengköpfe verlieren können."
"Alptraum größter Ordnung"
Anti-Atomkraft-Lobbyisten verwiesen auf das Potenzial für eine Katastrophe, das ein solcher Zusammenstoß habe. Die britische "Kampagne für Nukleare Abrüstung" warnte von einem "atomaren Alptraum größter Ordnung". "Der Zusammenstoß hätte eine große Menge an Strahlung freisetzen und die Atomsprengköpfe über den Meeresboden verstreuen können", sagte die Vorsitzende Kate Hudson. Die Dellen des britischen U-Boots zeigten, dass die beiden Boote kaum mehr als Sekunden von einer totalen Katastrophe entfernt waren.
Die französische Bewegung "Sortir du nuclaire" warf der Regierung vor, den Vorfall vertuschen zu wollen. "Sie haben es erst zugegeben, als es in der Zeitung stand", sagte Stphane Lhomme. Das sei schon bei den Atomversuchen in Algerien und im Pazifik so gewesen. "Wir sind höchst besorgt, was die Sicherheit von Atomanlagen angeht", sagte Lhomme. Es sei zu befürchten, dass die Bevölkerung im Notfall zu spät informiert werde.
Hochmoderne U-Boote
Die Triomphant-Klasse ist die modernste U-Boot-Schiffsklasse der französischen Marine. Das erste Boot der Klasse wurde 1997 in Dienst gestellt. Die strategischen Atom-U-Boote werden von den französischen Nuklearstreitkräften (Force de frappe) eingesetzt. Sie sind mit 16 Interkontinentalraketen vom Typ M 45 bewaffnet. Jede von ihnen trägt sechs nukleare Mehrfachsprengköpfe. Auch die "HMS Vanguard" ist ein hochmodernes Atom-U-Boot mit ballistischen Raketen und namensgebend für die Vanguard-Klasse. Sie lief 1992 vom Stapel.
Quelle: ntv.de