Festnahme in Hamburg Atta-Helfer gefasst
10.10.2002, 09:05 UhrHamburg ist erneut ins Zentrum der internationalen Terrorfahndung gerückt. Am Donnerstag wurde in der Hansestadt ein mutmaßlicher Helfer der Selbstmordattentäter des 11. September verhaftet. Generalbundesanwalt Kay Nehm teilte in Karlsruhe mit, der 29-jährige Abdelghani Mzoudi aus Marokko habe enge Beziehungen zu der so genannten Hamburger Zelle um Mohammed Atta unterhalten und sie logistisch unterstützt.
Der Bundesgerichtshof erließ einen Haftbefehl wegen des dringenden Verdachts der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung. Nach den Erkenntnissen der Ermittler kannte Mzoudi die Terrorpläne der Hamburger Gruppe. Ob er in die konkreten Anschlagspläne eingeweiht war, ist laut Bundesanwaltschaft noch ungewiss.
Dem mit internationalem Haftbefehl gesuchten Marokkaner Zakariya Essabar habe er um den Jahreswechsel 2001 Geld für seine in den USA geplante Flugausbildung zur Verfügung gestellt. Dem Selbstmordpiloten Marwan al-Shehhi habe er maßgeblich bei der Verschleierung seines Aufenthaltsortes geholfen und ihm in seinen letzten Wochen in Deutschland - bis zu seinem Abflug in die USA im Mai 2000 - ein Zimmer in einem Studentenwohnheim beschafft. Mit Essabar und dem in Hamburg wegen Beihilfe zum mehrtausendfachen Mord angeklagten Mounir el-Mottasadeq habe er sich teilweise zeitgleich im Sommer 2000 in Ausbildungslagern in Afghanistan aufgehalten.
Der Marokkaner, der am frühen Morgen im Hamburger Stadtteil Hamm verhaftet wurde, teilte sich mit einem Mitarbeiter eine Erdgeschosswohnung in einem mehrgeschossigen Mietshaus im Stadtteil Fischbek-Neugraben. Nach Aussagen von Nachbarn verhielt er sich vollkommen unauffällig.
Mzoudi, so die Bundesanwaltschaft, unterhielt zu sämtlichen Mitgliedern der Zelle langjährige enge Beziehungen. Neben den Kamikazepiloten Atta, al-Shehhi und Ziad Jarrah gehörten dazu auch der vor kurzem in Pakistan festgenommene Jemenite Ramzi Binalshibh, der als einer der Drahtzieher der Anschläge gilt, sowie der spurlos verschwundene Said Bahaji, ein Deutscher marokkanischer Herkunft, der in Attas Hamburger Wohnung in der Marienstraße 54 ein und aus ging.
Die Ermittler gehen davon aus, dass die seit Mitte 1999 existierende Gruppe um Atta spätestens im Oktober 1999 den Entschluss gefasst hat, sich durch Terroranschläge aktiv am "Dschihad" zu beteiligen und dabei möglichst viele Menschen zu töten.
Nach Nehms Angaben war das Verfahren gegen Mzoudi bereits am 25. Oktober 2001 eingeleitet worden. Erst nach komplexen Ermittlungen und auf Grund einer Zeugenaussage vom Sommer dieses Jahres, die Aufschluss über den Aufenthalt des 29-Jährigen in Afghanistan geben konnte, habe man beim Bundesgerichtshof einen Haftbefehl erwirkt. Mzoudi wird am Freitag dem Ermittlungsrichter vorgeführt.
Quelle: ntv.de