Sonderuntersuchungen Attacke gegen Ulla Schmidt
24.11.2007, 15:12 UhrDie niedersächsische Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU) hat Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) kritisiert, weil keine Sonderuntersuchungen auf Misshandlungen beim Kinderarzt vorgeschrieben sind. Ross-Luttmann sagte der "Bild am Sonntag", sie sei "sehr enttäuscht von Ulla Schmidt".
Das Bundesministerium wies die Kritik zurück. Experten hätten derartige Sonderuntersuchungen abgelehnt, sagte Schmidts Sprecher Klaus Vater auf Anfrage. Stattdessen solle ein Merkblatt entwickelt werden, anhand dessen die Ärzte Misshandlungsfälle besser erkennen könnten.
Beim Streit um die Ausgestaltung der bisherigen Kindervorsorge-Untersuchungen geht es darum, ob eine Sonderuntersuchung auf Misshandlungen erfolgen soll. Die "BamS" zitiert Ross-Luttmann mit den Worten: "Die Richtlinien für die Kindervorsorge-Untersuchungen sind völlig veraltet, stammen aus den 1970er Jahren. Um die Kinder endlich besser vor Vernachlässigung und Missbrauch zu schützen, müssen die Untersuchungsmethoden verbessert werden."
Zu viele falsch-positive Ergebnisse
Schmidts Sprecher erklärte, die Ministerin habe den Gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten und Krankenkassen gebeten zu prüfen, ob eine Sonderuntersuchung sinnvoll sei. Die Experten hätten aber davor gewarnt, weil Misshandlungen oft schwer zu erkennen seien und Studien von vielen Fehlmeldungen ausgingen. So ließen sich beispielsweise leichte Verletzungen infolge etwa eines normalen Sturzes manchmal kaum von Misshandlungssymptomen abgrenzen, wenn das Kind selbst sich nicht äußere. Schmidt hatte deshalb laut Zeitung in einem Brief an die Landesminister geschrieben: "Es wäre nicht akzeptabel, wenn durch ungeeignete Instrumentarien, die zu einem sehr hohen Prozentsatz zu falsch-positiven Ergebnissen kommen, Familien unter ungerechtfertigten Verdacht der Kindesvernachlässigung geraten würden."
Stattdessen werde nun ein Merkblatt erarbeitet, das Ärzten helfen solle, Missbrauchsfälle im Rahmen der normalen Untersuchungen zu erkennen, sagte Vater. "Insofern ist der Vorwurf von Frau Ross-Luttmann unbegründet."
Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) beklagte unterdessen in der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" eine mangelnde Verzahnung von Gesundheitsvorsorge und Jugendhilfe. Komme eine Familie der Einladung zu einem Untersuchungstermin nicht nach, müsse sich das Jugendamt einschalten. "Wir müssen alles tun, Familien in kritischen Situationen ausfindig zu machen, und wir dürfen sie nicht aus den Augen verlieren." In der "Super Illu" appellierte von der Leyen an die Kommunen, die notwendigen Maßnahmen nicht der Sparpolitik zu opfern. "Ein kluges Vorbeugesystem in der Jugendhilfe zahlt sich später drei- und vierfach aus durch eine geringere Zahl von kriminellen Jugendlichen, Schulabbrechern und Suchtkranken."
Quelle: ntv.de