Politik

Anschlag auf koptische Christen Attentäter tötet 21 Menschen

Der Sprengsatz war in einem Auto angebracht.

Der Sprengsatz war in einem Auto angebracht.

(Foto: dpa)

Es ist das blutige Ende einer Neujahrsmesse: In der ägyptischen Stadt Alexandria reißt ein Selbstmordattentäter 21 Menschen mit sich in den Tod. Unmittelbar nach der Tat versammeln sich hunderte Christen auf der Straße und bewerfen Muslime mit Steinen. Arabische Politiker zeigen sich bestürzt.

Ein Selbstmordattentäter hat sich in der Neujahrsnacht vor einer großen koptischen Kirche in Alexandria in die Luft gesprengt und dabei mindestens 21 Gläubige mit in den Tod gerissen. Mindestens 79 weitere Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt. Unter ihnen seien auch muslimische Passanten gewesen. Die Bombe entfaltete ihre verheerende Wirkung, als die Kirchgänger aus der Mitternachtsmesse in der St. Markus- und Petri-Kirche im Stadtteil Sidi Bischr strömten.

Aufgebrachte Christen ziehen nach der Tat durch die Straßen.

Aufgebrachte Christen ziehen nach der Tat durch die Straßen.

(Foto: dpa)

Die Terroristen schlugen etwa eine halbe Stunde nach Mitternacht zu, als die Neujahrsmesse der koptischen Christen zu Ende ging. In ersten Berichten hatte es geheißen, der Sprengsatz in einem Auto vor der Kirche sei aus der Entfernung gezündet worden. Das ägyptische Innenministerium in Kairo teilte mit, dass ein im Fahrzeug sitzender Selbstmordattentäter den Anschlag verübt habe. Die Terroristen hätten etwa 100 Kilogramm Sprengstoff benutzt, hieß es in Sicherheitskreisen.

Ohne nähere Erläuterung beschuldigte die Behörde "ausländische Elemente" als Drahtzieher und Ausführende der Bluttat. Tatsächlich hatte kürzlich eine Gruppe mit Verbindungen zum islamistischen Terrornetz Al-Kaida im Irak den Christen im ganzen Nahen Osten mit Anschlägen gedroht. Die Organisation wirft den Kopten vor, zwei vom Christentum zum Islam konvertierte Frauen als "Geiseln" festzuhalten.

Christen bewerfen Muslime mit Steinen

Wütende Christen bewarfen nach dem Anschlag eine Moschee in der Nähe mit Steinen. Die Polizei trieb die Menge mit Tränengas auseinander.

Opfer des Terroranschlags.

Opfer des Terroranschlags.

(Foto: AP)

Nach dem Anschlag forderte Staatschef Husni Mubarak Christen und Muslime in Ägypten auf, gegen die "Kräfte des Terrorismus" Geschlossenheit zu demonstrieren. Alle Ägypter sollten sich gegen jene wenden, die die Sicherheit des Landes, seine Stabilität und die Einheit der Bürger bedrohten, erklärte Mubarak nach Angaben der amtlichen ägyptischen Nachrichtenagentur Mena.

Auch das amtliche Islam-Institut Al-Azhar und die oppositionelle islamische Moslembruderschaft verurteilten den Anschlag. Die Herrscher und Präsidenten der anderen arabischen Länder zeigten gleichfalls Abscheu für die Terrortat. Entsprechende Botschaften trafen von König Abdullah II. von Jordanien, vom Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Scheich Chalifa bin Said al-Nahjan, vom saudischen Königshof und aus Kuwait und Katar in Kairo ein.

Papst Benedikt XVI. rief weltweit dazu auf, Christen in ihrem Land besser zu schützen. Die Regierungen müssten mit "konkretem und dauerhaftem Engagement" und nicht nur mit Worten gegen Diskriminierung und religiöse Intoleranz vorgehen, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei der Neujahrsmesse im Petersdom in Rom. Er appelliere "eindringlich", sich bei dieser "schwierigen Mission" nicht entmutigen und einschüchtern zu lassen. Die Menschheit dürfe angesichts von Gewalt nicht resignieren und sich nicht an Konflikte gewöhnen, die zu Opfer führten und die Zukunft der Völker gefährdeten.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle zeigte sich bestürzt über den Anschlag und erklärte: "Ich verurteile diesen Akt der Brutalität gegen Menschen, die bei einer Messe friedlich das neue Jahr begehen wollten, auf das Schärfste."

Immer wieder Zusammenstöße

Rund zehn Prozent der 79 Millionen Einwohner des mehrheitlich muslimischen Landes sind Christen. Die Zahl der Gewalttaten zwischen den religiösen Gruppen ist Menschenrechtsgruppen zufolge zuletzt angestiegen. Im Januar hatten muslimische Fanatiker vor einer Kirche in Oberägypten acht koptische Christen und einen muslimischen Polizisten erschossen. Im November kam es zu Zusammenstößen, als Christen gegen einen Baustopp für eine Kirche in einer Vorstadt von Kairo protestierten. Ein Christ kam ums Leben, mehrere Menschen wurden verletzt. Dutzende wurden festgenommen.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts

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