Warnung von Feldjägern Attentat auf Jung vereitelt
24.06.2007, 08:17 UhrAuf Verteidigungsminister Franz Josef Jung sollte bei seiner Afghanistan-Reise Anfang Juni nach Angaben seines Ministeriums ein Anschlag verübt werden. Vor der Rückfahrt vom Präsidentenpalast in Kabul zum Flughafen am 6. Juni habe es einen "konkreten Anschlaghinweis" der Feldjäger der Bundeswehr gegeben, teilte Jungs Sprecher Thomas Raabe in Berlin mit. "Gehen Sie davon aus, dass wir den Anschlaghinweis sehr ernst genommen haben."
Das Bundesinnenministerium hatte vor einer erhöhten Anschlaggefahr auch in Deutschland gewarnt und dies damit begründet, dass terroristische Strukturen in Pakistan und Afghanistan wieder erstarkt seien. In der SPD und Teilen der Union stieß die Warnung auf Kritik. Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) sagte, man solle nicht ständig Alarmmeldungen abgeben. Auch Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) wertete den Vergleich mit der Bedrohungslage im Sommer 2001 vor den Anschlägen des 11. September in den USA als überzogen.
Feldjäger warnten
Raabe reagierte auf einen Bericht der "Bild am Sonntag", wonach es beim Landeanflug Jungs auf den Flughafen eine Anschlagwarnung gegeben habe. Nach Raabes Schilderung gab es die Warnung erst nach einem Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai. "Als er (Jung) die Rückfahrt antreten wollte vom Präsidentenpalast zum Flughafen, ereilte uns die Nachricht, dass es einen konkreten Anschlaghinweis gibt für die Route vom Präsidentenpalast hin zu Flughafen", sagte Raabe.
Daraufhin wurden laut Raabe Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, die der Sprecher aber nicht weiter erläuterte. Er wies nur darauf hin, dass auch den Minister begleitende Journalisten in geschützten Fahrzeugen gefahren seien. Man habe einen "konkreten Hinweis erhalten durch unsere Kräfte, die Feldjäger vor Ort".
Die Feldjäger sind die Militärpolizei der Bundeswehr, die mit etwa 3.000 Soldaten in dem Land stationiert ist. Beim schwersten Anschlag auf die deutschen Soldaten in Afghanistan seit vier Jahren waren am 19. Mai drei Soldaten getötet worden. Zu dem Anschlag bekannten sich die radikal-islamische Taliban.
"Vorsätzliche Alarmmeldungen"
Die für Deutschland ausgegebene Warnung einer erhöhten Terrorgefahr stieß auf Vorbehalte. SPD-Vizechef Steinbrück sagte in Hannover: "Man sollte nicht ständig Alarmmeldungen abgeben." Er ergänzte: "Ich sehe sie skeptisch. Sie sind nicht nur fahrlässig, sondern vorsätzlich." Mit ihnen solle offenbar eine Qualitätsveränderung der offenen Gesellschaft bewirkt werden, sagte er mit Blick auf Datenschutz und Bürgerrechte.
Bayerns Innenminister Beckstein sagte der "Passauer Neuen Presse", ihm erscheine die Zuspitzung der Terrorwarnung durch den Staatssekretär im Bundesinnenministerium, August Hanning, "eher etwas überzogen". Es gebe keine konkreten Hinweise auf besondere Anschlagziele, etwa konkrete Orte oder bestimmte Verkehrsmittel. Hanning hatte die Situation mit der diffusen Bedrohungslage im Frühsommer 2001 verglichen, als die extremistische Al-Kaida ihre verheerenden Anschläge mit entführten Passagierflugzeugen in den USA vorbereitete.
Hanning forderte in der "Bild am Sonntag" Maßnahmen des Gesetzgebers gegen eine Ausbildung von Deutschen zu Terrorhelfern. "Wir brauchen dringend ein Gesetz, das den Aufenthalt deutscher Staatsbürger in den Terror-Trainingscamps unter Strafe stellt", sagte Hanning. Vor kurzem waren ein Video über ein Ausbildungslager für Selbstmordattentäter und die Festnahme von Verdächtigen aus Deutschland in Pakistan bekannt geworden. In Terrorlagern in dem Land lassen sich nach Darstellung des Bundeskriminalamtes Deutsche ausbilden, die zum Islam übergetreten sind. Zwar seien drei von ihnen festgenommen worden, sieben seien aber noch auf freiem Fuß in Pakistan.
Quelle: ntv.de