DGB warnt vor Schönfärberei Ausbildungspakt verlängert
10.02.2010, 11:55 UhrDer Nationale Ausbildungspakt wird fortgesetzt. Mit im Boot sitzen ab sofort auch die Gewerkschaften. Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist und bleibt schwierig.

Drei mit einem Lehrvertrag.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Bundesregierung und Wirtschaft wollen den Nationalen Ausbildungspakt zur Sicherung des Lehrstellenangebotes auch über 2010 hinaus fortsetzen. Dies teilte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) nach einem Treffen der Paktpartner mit. Künftig will die Bundesregierung auch die Gewerkschaften beteiligen. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise rechnen Experten für diesen Herbst erneut mit einem Rückgang des Lehrstellenangebotes - und zwar um rund 20.000 Plätze.
Die Zahl stammt aus einer Prognose des Bundesinstituts für Berufsbildung, die im Auftrag des Bundesbildungsministeriums erstellt wurde. Bereits im vergangenen Jahr war die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 50.338 zurückgegangen - auf insgesamt 566.004. Dies entspricht bundesweit einem Rückgang von 8,2 Prozent (West: 7,1 Prozent, Ost: 13 Prozent). 45.800 neue Ausbildungsplätze wurden voll vom Staat bezahlt.
Entschärft wird die Situation auf dem Lehrstellenmarkt allerdings durch den weiteren Rückgang der Schulabgängerzahl. In diesem Jahr werden 25.000 Schüler weniger die Schule verlassen als noch im Vorjahr. Zum gesetzlichen Stichtag 30. September 2009 suchten noch 83.100 Jugendliche eine Ausbildungsplatz. Der überwiegende Teil davon entschied sich für eine weitere schulische Ausbildung oder Ersatzmaßnahmen.
Kampagne folgt
"Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist besser als man angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise erwarten konnte", heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Paktpartner. Kammern und Verbänden sei es im Rahmen des Paktes gelungen, 72.600 neue Ausbildungsplätze bei den Unternehmen einzuwerben. 46.300 Betriebe seien erstmalig für eine Ausbildung gewonnen worden.
Handwerkspräsident Otto Kentzler kündigte angesichts der weiter rückläufigen Schulabgängerzahlen eine Werbekampagne an, um besonders qualifizierte Jugendliche für eine Berufsausbildung zu gewinnen. Man wolle die jungen Menschen ermutigen, eine Ausbildung bis zum Meister zu machen. Anschließend stehe ihnen bei Interesse auch ein Studium offen.
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, sieht durch den allgemeinen Rückgang der Schülerzahl bessere Vermittlungschancen für ausländische Jugendliche. Böhmer verwies darauf, dass in Deutschland etwa 1,1 Millionen Jugendliche zwischen 10 und 15 Jahren mit Migrationshintergrund leben.
DGB mahnt ehrliche Statistik an
Der Deutsche Gewerkschaftsbund warnt jedoch vor einem Ausbildungsnotstand und mahnt eine ehrliche Ausbildungsstatistik in Deutschland an. Im Jahr 2010 drohe "eine Verschärfung" des Lehrstellenmangels. Das geht nach einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" aus der aktuellen DGB-Analyse zur Lage auf dem Ausbildungsmarkt hervor.
Darin werfe der Gewerkschaftsbund der Bundesregierung und den anderen Beteiligten des Ausbildungspaktes vor, die Statistik schönzurechnen. "Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt wird systematisch verschleiert", sagte DGB-Vize Ingrid Sehrbrock der Zeitung. Während der Pakt Jahr für Jahr von Entspannung berichte, stünden bereits 1,5 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren ohne abgeschlossene Ausbildung da.
Quelle: ntv.de, dpa