Politik

Ruf nach dem Militär Ausländerhatz in Südafrika

In der südafrikanischen Metropole Johannesburg wird angesichts der anhaltenden fremdenfeindlichen Gewalt der Ruf nach Eingreifen des Militärs immer lauter. Nach Hilfsorganisationen und Oppositionellen sprach sich auch der Ministerpräsident der Johannesburg und Pretoria umfassenden Provinz Gauteng indirekt dafür aus. Die Vereinten Nationen beobachten die Entwicklung mit Sorge. "Wir bleiben zutiefst besorgt wegen der Aussicht auf eine weitere Eskalation der Gewalt", sagte der UN-Koordinatior in Südafrika, Macharia Kamau. Die Vereinten Nationen stünden für sofortige humanitäre Hilfe bereit.

Die Gewalt hatte erstmals auch den Südwesten der Stadt erfasst. Im Joe-Slovo-Armenviertel wurden mindestens ein Mensch getötet und zwei weitere bei Plünderungen schwer verletzt. Besonders betroffen war das Armenviertel Ramaphosa, wo die Situation nach einer Serie von Plünderungen und Übergriffen als gespannt bezeichnet wurde. Die Gewalt erfasse dort nun auch Südafrikaner, meinte eine Polizistin. Viele der Bewohner würden in Todesangst aus dem Viertel fliehen und Zuflucht in Polizeistationen und Kirchen suchen.

Die Zahl der Opfer stieg weiter, nachdem bei Brakpan ein Mosambikaner von einer johlenden Menge mit Benzin übergossen und bei lebendigem Leibe verbrannt wurde. Nach inoffiziellen Zahlen sind seit dem Ausbruch der Gewalt vor zehn Tagen rund 30 Menschen ums Leben gekommen, hunderte verletzt und 13.000 weitere vertrieben worden.

Systematische Durchsuchungen

Marodierende Banden hatten systematisch ganze Viertel durchsucht, Ausländer verjagt und die Behausungen angezündet. Die Polizei nahm Dutzende Menschen wegen Raubes, Vergewaltigungen und anderer Delikte fest. Bei der außerhalb Johannesburgs gelegenen Stadt Springs kam es im Gugulethu-Everest-Armenviertel zu fremdenfeindlicher Gewalt. Auch aus der Stadt Brits berichtete der Rundfunk über Gewaltexzesse.

Die Regierung Mosmabiks verurteilte die Gewalt aufs Schärfste und bestätigte, dass zahlreiche ihrer Bürger den Wunsch nach einer Repatriierung geäußert hätten. Der simbabwische Oppositionschef Morgan Tsvangirai betonte, die Simbabwer seien nicht aus freien Stücken in Südafrika, "sondern weil sie schon Opfer von Gewalt und wirtschaftlicher Härte durch das Mugabe-Regime geworden sind."

Eliteeinheiten gerufen

In Polizeiwachen, Kirchen und Gemeindesäle drängten sich rund 11.000 verängstigte Menschen, die vom Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen notdürftig versorgt werden. Die Opposition forderte die Einrichtung von Flüchtlingslagern. Seit dem Ausbruch der Gewalt vor rund einer Woche im Township Alexandra sind mehr als zwei Dutzend Menschen getötet und mehrere hundert verletzt worden. Die Kapazität der Krankenhäuser reichte nach Angaben der Zeitung "The Star" nicht mehr für die Aufnahme der Verletzten aus.

Die Tageszeitung "The Sowetan" berichtete, dass ein wütender Mob das Haus eines Unternehmers aus dem Vorort Actonville in Brand gesetzt hat. Der Bauunternehmer wurde verdächtigt, ausländische Arbeiter zu beschäftigen. Er sei in den Flammen ums Leben gekommen. Die Polizei - die von sich selbst behauptet, die Lage unter Kontrolle zu haben - forderte Verstärkung durch Eliteeinheiten an. Südafrikas Präsident Thabo Mbeki hatte in einem dringenden Appell zur Einstellung der Gewalt aufgerufen. In einer Erklärung prangerte er nicht zu akzeptierende Anarchie an. Umweltminister Marthinus van Schalkwyk warnte vor schweren Schäden für die Tourismusindustrie.

Quelle: ntv.de

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