Nach Meuterei der Polizei Ausnahmezustand in Ecuador
30.09.2010, 21:17 UhrEine Polizeimeuterei stürzt Ecuador ins Chaos. Das Ausmaß der Krise ist noch unklar. Präsident Correa spricht von einem versuchten Staatsstreich. Nach wütenden Protesten wird er in ein Krankenhaus gebracht.
Angesichts einer Meuterei tausender Polizisten hat der ecuadorianische Präsident Rafael Correa den Ausnahmezustand über sein Land verhängt. Er soll zunächst für eine Woche gelten. Damit wurde dem Militär die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung übertragen, teilte das Präsidentenamt in Quito mit.
Correa, der nach einer Rangelei mit demonstrierenden Polizisten in ein Krankenhaus gebracht wurde, sprach von einem Umsturzversuch. Das Militär des südamerikanischen Landes stellte sich hinter den linksgerichteten Staatschef, der auch in der Bevölkerung über großen Rückhalt verfügt.
Unterdessen äußerten sich die Nachbarländer Kolumbien, Peru und Venezuela aber auch Argentinien und Chile besorgt über die Entwicklung in Ecuador. Peru schloss die Grenze zum Nachbarn, die kolumbianische Regierung betonte, sie erkenne nur die Regierung von Correa an. Der chilenische Präsident Sebastián Piñera forderte nach einem Telefonat mit Correa eine Sondersitzung des südamerikanischen Staatenbundes Unasur. Auch der Präsident des Unasur, der frühere argentinische Präsident Néstor Kirchner, sagte Correa Unterstützung zu.
Soldaten besetzen Flughafen

Proteste auch auf dem Flughafen gegen die hohe Besoldung der Offiziere und die Benachteiligung der Polizisten.
(Foto: REUTERS)
Etwa 1000 Polizisten hatten die größte Polizeikaserne Quitos besetzt und sich dort verbarrikadiert. Eine unbekannte Zahl von Soldaten besetzte Medienberichten zufolge zudem die Start- und Landebahn des internationalen Flughafens der Hauptstadt. Dort hätten sie auch den Hangar mit dem Flugzeug und dem Hubschrauber des Präsidenten blockiert. Der oberste Militär, General Luis González, stellte sich demonstrativ hinter den Staatschef. "Die Streitkräfte befolgen die Befehle des Oberbefehlshabers, des Präsidenten Rafael Correa", sagte der General.
Correa mit offener Brust
Der für dramatische Gesten bekannte Staatschef hatte sich vor den johlenden Beamten die Krawatte vom Hals gerissen und das Hemd aufgeknöpft, um zu zeigen, dass er keine kugelsichere Weste trägt. "Wenn ihr den Präsidenten töten wollt, dann tötet ihn. Aber ich weiche nicht zurück", sagte Correa. Vom Krankenhaus aus meinte er: "Sie können mich umbringen, aber es werden tausende weitere Revolutionäre kommen und das Vaterland verteidigen". Vor dem Regierungssitz versammelten sich tausenden Anhänger der Regierung, die aufgerufen wurden, den Präsidenten aus dem Polizeikrankenhaus zu "retten".
Quelle: ntv.de, dpa