Politik

Zoff um Milliarden-Überschuss BA: Schäuble begeht Diebstahl

Finanzminister Schäuble würde das Geld gerne verrechnen.

Finanzminister Schäuble würde das Geld gerne verrechnen.

(Foto: dpa)

Fast 1,2 Milliarden Euro Überschuss aus dem Insolvenz-Geld liegen bei der Bundesagentur für Arbeit. Die BA möchte das Geld, das von den Arbeitgebern stammt, gerne mit ins nächste Jahr nehmen. Doch die Minister von der Leyen und Schäuble planen eine Verrechnung mit dem aktuellen Bundeszuschuss. Für die BA ein eiskalter Diebstahl.

Im Streit um die Verwendung von Insolvenzgeld-Überschüssen droht eine offene Machtprobe zwischen der Bundesagentur für Arbeit (BA) und der Bundesregierung. Erstmals in der Geschichte der Bundesagentur hat der Verwaltungsrat die vom Bundesarbeitsministerium geforderte Nachbesserung eines BA-Haushaltes mit großer Mehrheit abgelehnt.

"Das ist eine traurige Premiere. Aber nachdem anders als sonst in Vorgesprächen keine Einigung mit dem Bund erzielt wurde, bleibt uns keine andere Wahl", sagte der BA-Verwaltungsratsvorsitzende Peter Clever. Mit dem Insolvenzgeld überbrückt die BA Lohnausfälle bei Firmeninsolvenzen.

Sogar BA-Chef Weise meldet sich zu Wort - unüblich.

Sogar BA-Chef Weise meldet sich zu Wort - unüblich.

(Foto: picture alliance / dpa)

Den Bedenken des Verwaltungsrats schloss sich auch BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise an. Er betonte: "Der Vorstand sieht die rechtlichen Bedenken genauso wie der Verwaltungsrat". Für gewöhnlich lässt Weise Entscheidungen des mit Gewerkschaftern, Arbeitgebern und Vertretern der öffentlichen Hand besetzten Verwaltungsrats unkommentiert.

Nach Angaben Clevers hat Bundesarbeitsministerium Ursula von der Leyen die Bundesagentur auf Drängen von Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) dazu aufgefordert, den diesjährigen Insolvenzgeldüberschuss von 1,165 Milliarden Euro mit dem geplanten Bundeszuschuss an die BA von 6,9 Milliarden Euro zu verrechnen.

Da der Verwaltungsrat darin eine unzulässige Zweckentfremdung von Beitragsmitteln sieht, hat das Kontrollgremium die geforderte Nachbesserung des BA-Haushalts 2011 nun abgelehnt, wie Clever mitteilte. Sollte Schäuble trotzdem weiter auf der Zweckentfremdung der Mittel bestehen, werde der Verwaltungsrat gegen die Ersatzvornahme des Bundes klagen, kündigte Clever an.

Clever warf Bundesfinanzminister Schäuble zugleich Diebstahl vor. Indem er mit dem Milliarden-Überschuss den Bundeshaushalt saniere, bringe er die Beitragszahler um ihr Geld, kritisierte Clever. Er vertritt zugleich die Arbeitgeberseite im Verwaltungsrat. "Das ist schlicht gestohlenes Geld, das lassen wir nicht zu", sagte er.

Doppelt abkassiert

Das Argument der Bundesregierung, die Übertragung des Überschusses aus dem Jahr 2010 auf das Jahr 2011 sei haushaltsrechtlich nicht möglich, hält Clever für vorgeschoben und unzutreffend. Sollte der Bund an dem umstrittenen Finanztransfer festhalten, müssten die Beitragszahler im Jahr 2011 für Insolvenzgeld erneut aufkommen, sie würden damit zweimal für dieselbe Leistung abkassiert, kritisierte Clever.

Obwohl die Insolvenzgeldzahlungen bislang allein von den Arbeitgebern aufgebracht wurde, schloss sich den Bedenken auch das DGB-Bundesvorstandsmitglied Annelie Buntenbach an; sie ist zugleich stellvertretende BA-Verwaltungsratsvorsitzende. Es sei schon schlimm genug, dass der Bund die Bundesagentur mit der Streichung des Bundeszuschusses ab 2011 in die Schuldenfalle treibe. "Jetzt sollen die Schulden sogar noch vergrößert werden", kritisierte Buntenbach. Dabei verwies sie darauf, dass mit der Verrechnung des Insolvenzgeldüberschusses die BA-Schulden im Jahr 2011 zwangsläufig steigen würden.

Quelle: ntv.de, dpa

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