Politik

Deutschland schließt Botschaft im Jemen BBC: Saleh unterzieht sich Notoperation

Schleppende Stimme, schwere Atmung: Jemens Machthaber Saleh bei seiner Audiobotschaft nach dem Attentat.

Schleppende Stimme, schwere Atmung: Jemens Machthaber Saleh bei seiner Audiobotschaft nach dem Attentat.

(Foto: Reuters)

Dem Jemen stehen entscheidende Tage bevor: Der verletzte Machthaber Saleh muss sich wegen eines Granatsplitters in Herznähe einer Operation unterziehen und verlässt dafür das Land, meldet BBC. Deutschland schließt indes seine Botschaft in der Hauptstadt Sanaa - trotz einer offenbar vereinbarten Waffenruhe. Außenminister Westerwelle fordert alle Deutschen auf, den Jemen zu verlassen.

Der Jemen zwischen Chaos, Bürgerkrieg und neuer Hoffnung: Wegen einer schweren Verletzung nach einem Anschlag muss sich der umstrittene Präsident Ali Abdullah Saleh in Saudi-Arabien einer Notoperation unterziehen. Nach der Explosion einer Granate stecke in der Herzgegend des 69-Jährigen ein 7,6 Zentimeter langes Schrapnell, berichtete der britische Rundfunksender BBC unter Berufung auf Regierungskreise.

Oppositionelle demonstrieren in Sanaa.

Oppositionelle demonstrieren in Sanaa.

(Foto: REUTERS)

Völlig unklar ist, ob es Saleh während seiner Abwesenheit und Behandlung im Ausland gelingen wird, die Macht im eigenen Land zu verteidigen. Die Opposition fordert seit Monaten mit Massendemonstrationen den Rücktritt des seit 1978 herrschenden Präsidenten.

Saudis vermitteln

Der blutige Machtkampf zwischen Saleh und einflussreichen Gegnern aus seinem eigenen Haschid-Stamm war in den letzten Tagen eskaliert. Nach dem Anschlag vom Freitag hatten Gefolgsleute des Präsidenten Granaten auf das Haus des Oppositionspolitikers Hamid al-Ahmar abgefeuert. Dabei seien mindestens 18 Personen getötet worden, teilte die Nachrichtenwebsite News Yemen mit.

Angesichts der ausufernden Gewalt in dem Stammeskrieg hat das saudische Königshaus nach Angaben des arabischen Fernsehsenders Al-Arabija eine einwöchige Waffenruhe vermittelt.

Westerwelle fordert Rücktritt Salehs

Zuvor hatten weitere Staaten ihre Diplomaten aus der hart umkämpften Hauptstadt Sanaa abgezogen. Auch Deutschland schloss seine Botschaft. Außenminister Guido Westerwelle forderte die rund 30 noch im Jemen verbliebenen Deutschen auf, sich in Sicherheit zu bringen. Die Bundesregierung folgte damit anderen Staaten. Auch Großbritannien appellierte an seine Bürger, den Jemen umgehend zu verlassen.

Jemenitische Soldaten patrouillieren in der Hauptstadt.

Jemenitische Soldaten patrouillieren in der Hauptstadt.

(Foto: dpa)

Westerwelle forderte den seit mehr als drei Jahrzehnten amtierenden Präsidenten erneut auf, die Macht abzugeben. Saleh habe die "Verantwortung gegenüber seinem Land" bedauerlicherweise nicht wahrgenommen. "Er hätte auf einen Dialog setzen müssen, so lange noch Zeit war." Jetzt drohe immer mehr die Gefahr eines Bürgerkriegs.

Die EU-Außenbeauftragte Cathrine Ashton verlangte einen sofortigen Waffenstillstand. Regierungstruppen und Stammesmilizen sollten sich zurückhalten und die "Eskalation der Gewalt" beenden, sagte Ashton. Die USA verurteilten die "sinnlose Gewalt" in dem vom Terror heimgesuchten Armenhaus der arabischen Halbinsel.

Saleh atmete schwer

Seit dem Anschlag auf Saleh waren die Spekulationen über dessen Gesundheitszustand und Aufenthaltsort nicht abgerissen. Zuerst verlautete aus Regierungskreisen, dass der Präsident nur leichte Verletzungen am Kopf davongetragen habe. Später wandte sich der Verletzte aber nur mit einer Audiobotschaft an sein Volk. Er sei wohlauf und es gehe ihm gut, sagte Saleh. Allerdings sprach er schleppend atmete schwer.

In der südlichen Stadt Taiz setzten Demonstranten Autos in Brand.

In der südlichen Stadt Taiz setzten Demonstranten Autos in Brand.

(Foto: AP)

Die BBC berichtete unter Berufung auf Regierungskreise, dass Saleh von einem Schrapnell getroffen worden sei und darüber hinaus Brandverletzungen zweiten Grades im Brustbereich und Gesicht davongetragen haben soll.

Staat gegen Familie

In den vergangenen Wochen war der seit langem schwelende Machtkampf zwischen dem 69 Jahre alten Saleh und der rivalisierenden Al-Ahmar-Familie eskaliert. Scheich Sadik al-Ahmar ist Oberhaupt des Haschid-Stammes, dem auch die Präsidentenfamilie angehört. Scheich Hamid al-Ahmar, ein Bruder des Stammesführers, ist ein vermögender Geschäftsmann.

Die Al-Ahmar-Familie wehrt sich unter anderem gegen die Absicht von Saleh, seinem ältesten Sohn Ahmed die Macht zu übergeben. Der ist Kommandeur der Republikanischen Garde und damit eine der wichtigsten Machtstützen seines Vaters. Dagegen unterstützen die Al-Ahmars die Opposition, die seit Jahresbeginn Präsident Saleh mit Massenprotesten zum Rücktritt zwingen will.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen