Spendenaufruf für Gaza BBC in der Zwickmühle
24.01.2009, 16:16 UhrDer öffentlich-rechtliche britische Rundfunk BBC will einen Spendenaufruf für die Menschen in Gaza nicht zeigen und ist deshalb in die Kritik geraten. Der Sender sieht durch den Aufruf des Disasters Emergency Committees (DEC) – einem Zusammenschluss mehrerer großer Wohltätigkeitsorganisationen – seine Objektivität gefährdet.
Das DEC will mit dem Aufruf in Fernsehen und Radio Geld für die Menschen in Gaza sammeln, denen es nach den israelischen Angriffen an Medikamenten und Nahrungsmitteln fehlt. Die kommerziellen britischen Sender erwägen indes eine Ausstrahlung.
Zuvor hatte Entwicklungshilfeminister Douglas Alexander dazu aufgerufen, die Entscheidung zu überdenken und somit das "immense Leid der Menschen" anzuerkennen. "Ich denke, die Öffentlichkeit kann zwischen der humanitären Hilfe und einer Parteinahme in einem Konflikt unterscheiden." Kriegsgegner demonstrierten derweil vor dem BBC-Rundfunkhaus in London.
Geoffrey Dennis, Chef der globalen Organisation Care International, erklärte, in Gaza seien zahlreiche Menschen in Not. "Wir wollen nicht in die Politik verwickelt werden. Wir meinen aber, dass wir denen helfen müssen, die wirklich leiden." Dem DEC gehören unter anderen Oxfam und das britische Rote Kreuz an.
Schule beginnt wieder
Derweil sind rund 200.000 Kinder in die Schulen zurückgekehrt. Die 221 Schulen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNRWAH öffneten erstmals wieder ihre Pforten. Mit diesem Schritt solle den Kindern im Gazastreifen ein "Gefühl der Normalität" vermitteln werden, sagte UNRWA-Sprecher Christopher Gunness. Obwohl die Reparaturarbeiten an den zum Teil von Bomben getroffenen Schulen noch nicht abgeschlossen sind, wolle die UNO den Schulbetrieb wieder aufnehmen, sagte Gunness.
Tausende Kinder kehren nach seinen Worten traumatisiert an ihre Schulen zurück, viele haben Familienmitglieder oder Mitschüler verloren. Einige wollten in der Schule über ihre schrecklichen Erlebnisse sprechen, wie Lehrer berichteten. Durch den Konflikt im Gazastreifen wurden nach UN-Angaben 53 UN-Gebäude beschädigt oder zerstört, darunter mehr als 30 Schulen.
Hilfe soll schnell anlaufen
Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana forderte Israel auf, die Grenzen zum Gazastreifen zu öffnen, um eine Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Das Wichtigste sei jetzt, sich um die Menschen zu kümmern, "die keine Wohnung, Nahrung und Gesundheitsversorgung mehr haben", sagte er im Deutschlandfunk. Die EU strebe an, sofort mit dem Wiederaufbau im Gazastreifen zu beginnen. Mit der radikalislamischen Hamas, der die israelischen Angriffe galten, wolle sie dabei aber nicht zusammenzuarbeiten.
Solana sprach sich auch für eine internationale Untersuchung der Angriffe aus. Es müsse geklärt werden, ob Israel in dieser Zeit Kriegsverbrechen begangen habe, sagte der EU-Außenbeauftragte.
Quelle: ntv.de