In Sichtweite der Politik BND feiert Richtfest
25.03.2010, 13:35 UhrVom Umzug von Pullach nach Berlin erhofft sich der Bundesnachrichtendienst eine "entscheidende" Verbesserung seiner Arbeitsfähigkeit. BND-Chef Uhrlau verspricht eine "qualitativ völlig neue Unterrichtung" von Parlament und Regierung. Ab 2014 sollen 4000 Mitarbeiter in der modernsten Geheimdienstzentrale Europas arbeiten, die so groß ist wie 35 Fußballfelder.
Die Bundesregierung setzt angesichts weltweiter Krisen auf eine wirksamere Arbeit des Bundesnachrichtendienstes (BND). Die neue Zentrale des deutschen Auslandsgeheimdienstes in Berlin "wird entscheidend zur Verbesserung der Arbeitsfähigkeit des BND beitragen", sagte der Geheimdienst-Beauftragte der Regierung und Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) beim Richtfest für den Neubau der BND-Zentrale in der Hauptstadt. Die räumliche Nähe zur Bundesregierung werde das gegenseitige Verständnis stärken, sagte Pofalla. Das 790 Millionen Euro teure Vorhaben ist das größte Bauprojekt in der Geschichte des Bundes.
"Qualitativ völlig neue Unterrichtung"
BND-Präsident Ernst Uhrlau sicherte Parlament und Regierung eine engere Kooperation und intensivere Abstimmung zu. Notwendig sei eine "qualitativ völlig neue Unterrichtung der politischen Entscheidungsträger". In der Vergangenheit hatte es immer wieder scharfe Kritik an der Aufklärungsarbeit des BND gegeben.
35 Fußballfelder
Nach dem Umzug der BND-Zentrale von Bayern nach Berlin sollen von 2014 an 4000 Mitarbeiter auf dem 10 Hektar großen Areal in der Nähe des Regierungsviertels arbeiten. Die Grundfläche der künftig modernsten Geheimdienstzentrale Europas ist mit 260.000 Quadratmetern so groß wie 35 Fußballfelder. Die Gesamtkosten des 2003 von Rot-Grün beschlossenen Umzugs liegen bei 1,5 Milliarden Euro.
Pofalla betonte, die Informationen und Analysen des BND seien wesentliche Grundlagen für die politischen Entscheidungen. Angesichts der dynamischen Entwicklungen von Information und Kommunikation müsse es für den BND "eine ständige Herausforderung sein, auf diesen Gebieten auf der Höhe der Zeit zu bleiben. (...) Die neue Zentrale wird dem BND helfen, diese Herausforderung organisatorisch und technologisch zu meistern."
Distanz zu Nazi-Vergangenheit
Deutlich distanzierte sich Pofalla von der Anfangsgeschichte des Dienstes, nachdem der BND vor kurzem erstmals die Nazi-Vergangenheit von damaligen Mitarbeitern öffentlich gemacht hatte. "Diese Anfänge waren (...) alles andere als ein Ruhmesblatt." Aus den Unterlagen geht hervor, dass in den 1960er Jahren etwa zehn Prozent von 2450 Mitarbeitern eine Nazi-Vergangenheit hatten. Pofalla lobte die Bestrebungen des BND für mehr Offenheit. "In diesem Sinne wird die weitere Aufarbeitung der Archive seinen Fortgang nehmen."
Der Umzug der Zentrale von Pullach bei München in die Hauptstadt dokumentiere dauerhaft, "dass für den deutschen Auslandsnachrichtendienst eine neue Zeitrechnung begonnen hat", sagte Uhrlau. Der BND stelle sich quasi in Sichtweise der Abnehmer seiner Informationen neu auf. Auch innerhalb der deutschen Sicherheitsbehörden müsse enger zusammengearbeitet werden.
Quelle: ntv.de, dpa