Wiedererstarkte Truppen, zerstrittene Rebellen BND prophezeit Vormarsch Assads
22.05.2013, 08:22 Uhr
Die Assadtreuen gewinnen an Boden zurück.
(Foto: picture alliance / dpa)
Noch Ende 2012 sieht der BND die Truppen von Syriens Machthaber Assad kurz vor dem Ende. Doch in der Zwischenzeit hat sich das Blatt in den Augen des deutschen Auslandsgeheimdienstes gewendet. Die regierungstreuen Truppen erstarken - derweil ruft die Opposition zur großen Schlacht um die Stadt Al-Kusair auf.
Das Militär des syrischen Machthabers Baschar al-Assad ist nach Einschätzung des Bundesnachrichtendienstes (BND) wieder erstarkt. Offenbar hat BND-Chef Gerhard Schindler Sicherheitspolitiker in einer geheimen Sitzung darüber informiert, dass in diesem Jahr mit einem Vorrücken der Armee im Kampf gegen die Rebellen zu rechnen sei, berichtete der "Spiegel".
In den Augen des Geheimdiensts ist das syrische Militär derzeit so stark wie seit langem nicht mehr. Damit revidiert der deutsche Auslandsgeheimdienst sein bisheriges Lagebild des Bürgerkriegs. Im Dezember hatte sich Schindler noch davon überzeugt geäußert, dass sich die Herrschaft der syrischen Führung dem Ende neige.
Für die neue Stärke der Assad-Truppen ist nach Ansicht des BND ausschlaggebend, dass Nachschubwege für Waffen wieder instand gesetzt worden sind. Auch die Versorgung mit Sprit für Panzer und die Luftwaffe läuft demnach wieder an.
Großoffensive mit Hilfe der Hisbollah
Damit könnte die Armee verlorenen Boden zurückgewinnen. Der BND prognostiziert, dass das Regime bis Ende des Jahres die Kontrolle über den gesamten Süden Syriens wiedererlangen könnte. Den Aufständischen bliebe dann nur der Norden als Rückzugsgebiet.
Der BND schätzt die Chancen Assads, den Bürgerkrieg auf lange Sicht zu gewinnen, dennoch weiter schlecht ein. Allenfalls könnte es gelingen, die Aufständischen in Schach zu halten. Um die Oppositionskräfte zu besiegen, sind die Regierungstruppen demnach aber weiter zu schwach.
Der Auslandsgeheimdienst schätzt die Lage der Rebellen als prekär ein. Durch Machtkämpfe wird die Bewegung zusehends geschwächt. Eine funktionierende Befehlskette zwischen den selbst ernannten Oppositionsführern im Ausland und den Milizen im Inland gibt es nicht. Außerdem soll es den Regierungstruppen gelungen sein, die Nachschubwege der Rebellen an fast allen Stellen zu kappen.
Am Wochenende hatten Assads Truppen eine Großoffensive gegen die Rebellen-Hochburg Kusair an der Grenze zum Libanon gestartet. An der Seite der Regierungstruppen kämpften auch Soldaten der libanesischen Islamisten-Miliz Hisbollah. In den Bürgerkrieg in Syrien werden zunehmend auch Nachbarländer hineingezogen. Damit droht ein Flächenbrand in der gesamten Region.
In einem Akt der Verzweiflung hat die syrische Opposition alle Revolutionsbrigaden des Landes aufgefordert, Kämpfer und Munition nach Al-Kusair zu schicken. Der Vorsitzende der Nationalen Syrischen Koalition, George Sabra, kündigte an: "Seit Monaten und auch in diesem Moment sind ausländische Invasionstruppen auf dem Weg nach Syrien."
Quelle: ntv.de, jog/rts