Politik

US-Regierung stellt Ultimatum BP befürchtet Übernahme

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Jeff Brumfield, Fischer aus Louisiana, hat keinen Job mehr.

(Foto: dpa)

Die US-Regierung verliert die Geduld mit BP. Bis zum Wochenende muss das Unternehmen neue Lösungsvorschläge präsentieren. An der Londoner Börse bricht der Wert erneut ein - was sich BP nicht erklären kann. Investoren befürchten, das Unternehmen könne zum Übernahmekandidaten werden. Derweil sorgen sich die Briten um ihre Aktien und ihr Ansehen in der Welt.

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Das sieht nicht nach einer erfolgreichen Operation aus.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Ultimatum der US-Regierung, neue Vorschläge im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko vorzulegen, ist die Aktie des Energiekonzerns BP erneut eingebrochen. Die BP-Anteile fielen an der Londoner Börse zwischenzeitlich um 15,7 Prozent, bevor sie sich bei einem Minus von rund fünf Prozent einpendelten. Bereits am Mittwoch hatte die US-Regierung BP 72 Stunden Zeit gegeben, neue Vorschläge vorzulegen. BP gab zudem bekannt, dass der Konzern bereits 1,43 Milliarden Dollar (1,19 Milliarden Euro) für den Kampf gegen die Ölpest und Entschädigungen ausgegeben habe.

Die BP-Bohrinsel "Deepwater Horizon" war am 20. April explodiert und zwei Tage später gesunken. Seitdem fließen Millionen Liter Öl ins Meer, zahlreiche Küsten in den USA sind bereits verschmutzt. Die BP-Aktie gab seit dem Unglück um mehr als 40 Prozent nach.

Bereits Dutzende Kranke in Louisiana

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Die Strände stinken - die Anwohner erkranken.

(Foto: REUTERS)

Durch die Ölpest sind allein in Louisiana mehr als 70 Menschen erkrankt. Die Betroffenen klagten über Atemprobleme, gereizte Augen sowie Kopf- und Brustschmerzen, teilten die Gesundheitsbehörden des US-Bundesstaates mit. Acht Menschen mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Etwa 50 der Erkrankten hatten direkten Kontakt mit dem Öl oder mit im Kampf gegen die Ölpest eingesetzten Chemikalien, unter anderem weil sie bei den Reinigungsarbeiten nach Beginn der Katastrophe vor knapp zwei Monaten eingesetzt wurden. Die anderen Betroffenen erkrankten den Angaben zufolge vor allem, weil der Gestank der Ölpest bis zu ihnen nach Hause reichte. Von der Ölpest im Golf von Mexiko sind mehrere US-Bundesstaaten betroffen, eine Gesamtzahl der Erkrankungen gibt es nicht.

BP hat keine Erklärung

BP kann sich den erneuten Kurssturz der eigenen Aktie nicht erklären. "Wir kennen keinen Grund, der den aktuellen Absturz rechtfertigt", teilte BP in London mit. BP verfüge über ausreichend finanzielle Mittel, um alle Kosten des Unfalls zu tragen.

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Die BP-Aktie hat bereits mehr als 40 Prozent an Wert verloren.

(Foto: dpa)

Das sehen die Investoren allerdings anders und fürchten schon, dass BP zum Übernahmekandidaten werden könnte. "Ich kann absolut verstehen, warum jemand anderes derzeit BP-Anlagen kaufen würde, denn meiner Meinung nach sind sie momentan absolut unterbewertet", sagte Robert Talbot von der Finanzberatung Royal London Asset Management dem Sender BBC. Die Investoren haben außerdem Sorge um ihre Dividende, die Ende Juli fällig wird. Gerüchte machten die Runde, dass BP sie nun doch aussetzen müsse. Bislang hat der Konzern sich noch nicht dazu geäußert.

Briten fürchten um Aktien und Ansehen

Unterdessen sorgen sich die Briten, dass die Wut der Menschen in den USA auf BP den Ruf des gesamten Landes schädigen könnte. Die anti-britische Haltung der USA mit Blick auf den Öl-Unfall sei langsam ein Grund für "nationale Besorgnis". Londons Bürgermeister Boris Johnson sagte: "Ich finde die anti-britische Rhetorik aus den USA ein wenig beunruhigend." BP zahle einen "sehr, sehr hohen Preis" für den Unfall auf der Plattform "Deepwater Horizon". Dabei waren elf Menschen gestorben. Die Briten haben vor allem Angst um Fonds für die Altersvorsorge, die sich zu großen Teilen auf BP-Aktien stützen.

US-Präsident Barack Obama hatte das Unternehmen wiederholt scharf angegriffen. Einsatzleiter Thad Allen sagte, er habe BP in einem Brief aufgefordert, sichere Rohre von der sprudelnden Quelle an die Oberfläche zu legen und dafür zu sorgen, dass genügend Schiffe an der Einsatzstelle bereitstehen, um das Öl einzusammeln. Das müsse in den kommenden Tagen geschehen.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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