Russland gnädig zu Irak Bagdads Uni inspiziert
17.12.2002, 08:11 UhrDie UN-Waffenkontrolleure im Irak haben mehrere Labors der Universität von Bagdad unter die Lupe genommen. Dabei handelte es sich um Einrichtungen der medizinischen und der biotechnologischen Fakultät, die in der irakischen Waffenerklärung an die UN erwähnt worden waren. Unterdessen sprach sich Russland gegen ein vorschnelles Urteil über den vor einer Woche vorgelegten Rüstungsbericht aus. Vor einer Einschätzung durch einen Staat sollten erst die zuständigen Fachleute der Vereinten Nationen ihr Urteil abgeben, erklärte der russische UN-Botschafter Sergej Lawrow in New York.
Damit kritisierte Lawrow indirekt die USA. Mit US-Außenminister Colin Powell hatte am Montag erstmals ein US-amerikanischer Regierungspolitiker öffentlich eine Einschätzung des irakischen Rüstungsberichts vorgenommen. Powell erklärte dabei, die USA fühlten sich in ihren Zweifeln an der Ehrlichkeit Bagdads bestätigt.
"Es gibt Probleme"
"Wir haben gleich zu Beginn gesagt, dass wir mit Skepsis an sie herangehen", erklärte Powell bezüglich der irakischen Stellungnahme und fügte hinzu: "Die Informationen, die ich bislang bekommen habe, besagen, dass diese Zweifel wohl begründet sind. Es gibt Probleme mit der Erklärung." Die USA und Großbritannien haben wiederholt erklärt, dass sie Unregelmäßigkeiten in dem Rüstungsbericht als Rechtfertigung für einen Angriff auf den Irak begriffen.
Powell betonte, seine Äußerung basiere auf einer vorläufigen Einschätzung. Die USA wollten bis zum Ende dieser Woche für den UN-Sicherheitsrat eine abschließende Analyse der 12.000 Seiten umfassenden Deklaration erstellen.
Im Unterschied zu den Vereinigten Staaten haben sich die anderen vier ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats, die den Bericht ebenfalls erhalten haben, mit einer Stellungnahme bisher zurückgehalten. Die Leiter der UN-Abrüstungskommission für Irak (UNMOVIC) und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Hans Blix und Mohamed ElBaradei, wollen dem Sicherheitsrat am Donnerstag eine erste Einschätzung zu dem irakischen Bericht geben.
London dementiert Kriegsvorbereitungen
Die britische Regierung hat am Dienstag einen Zeitungsbericht zurückgewiesen, wonach sie zur Vorbereitung eines Irak-Kriegs Rüstungsfirmen zu einer verstärkten Produktion aufgefordert hat. "Das ist reine Spekulation", sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministerium zu dem Bericht der Boulevardzeitung "Sun".
Das Blatt berichtete auch, die Regierung habe Frachtschiffe angeheuert, um das militärische Gerät in die Golf-Region zu transportieren. Die Sprecherin sagte, dies wäre zur Vorbereitung eines Kriegsfalls zwar ebenso notwendig wie die verstärkte Rüstungsproduktion. "Aber das heißt nicht, dass es auf jeden Fall dazu kommen wird."
Quelle: ntv.de