Politik

Nahe Obamas Hotel Bagger-Amok in Jerusalem

Bei einer neuen Amokfahrt eines Palästinensers mit einem Radlader sind im Zentrum Jerusalems mindestens 24 Menschen verletzt worden, einer von ihnen schwer. Der Anschlag wurde in unmittelbarer Nähe des King David-Hotels verübt, das für den demokratischen US-Präsidentschaftsbewerber Barack Obama reserviert ist, der am Abend eintraf. Zum Zeitpunkt des Anschlags empfing der israelische Präsident Schimon Peres etwa einen Kilometer entfernt in seinem Amtssitz Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas.

Amokfahrer erschossen

Der Jerusalemer Polizeichef Ilan Franko teilte mit, ein Passant und ein Polizist hätten auf den Attentäter geschossen und ihn getötet. Er habe zuvor auf der zentralen King David-Straße mit dem Fahrzeug zwei Autos und einen Bus gerammt. Es ist der dritte Anschlag eines Palästinensers aus dem arabischen Ostteil Jerusalems in diesem Jahr.

Ein Verletzter verlor nach Medienangaben bei dem Anschlag ein Bein, die übrigen wurden nur leicht verletzt. Noch Stunden nach dem Anschlag kreisten Hubschrauber über der Stadt, auf den Straßen war eine starke Polizeipräsenz spürbar. Ein junger Mann erzählte, er habe Schüsse gehört und sei zum Ort des Geschehens gelaufen: "Es ist schlimm, wenn man hier in der Stadt lebt, und diese Dinge alle paar Wochen passieren."

Attentäter 22 Jahre alt

Der Angreifer, der auf einer Baustelle im Stadtzentrum arbeitete, trug den Berichten zufolge eine israelische Identitätskarte bei sich und stammte aus Ost-Jerusalem. Nach palästinensischen Angaben handelte es sich um den 22 Jahre alten Ghassan Abu Tair aus dem Viertel Umm Tuba. Er sei verwandt mit dem in Israel inhaftierten Parlamentarier Mohammed Abu Tair von der radikalislamischen Hamas-Organisation.

Bereits vor drei Wochen hatte ein Palästinenser aus dem arabischen Ostteil Jerusalems bei einer Amokfahrt mit einem Radlader drei Israelis getötet. Israel kündigte daraufhin an, man wolle Einwohnern Ost-Jerusalems, die an Anschlägen beteiligt sind, die israelische Aufenthaltsgenehmigung entziehen und ihren Besitz konfiszieren.

Der Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert verurteilte den Angriff als "neuen Versuch, unschuldige Menschen mit einem sinnlosen Terrorakt zu ermorden". Alle Menschen, "die an Frieden und Versöhnung glauben, müssen diese Tat klar verurteilen", sagte Mark Regev.

Israelischer Soldat wieder frei

Ein israelischer Soldat, der nach einem Schuss auf einen gefesselten Palästinenser festgenommen worden war, wurde unterdessen wieder freigelassen, wie israelische Medien berichteten. Er hatte vor zwei Wochen mit einem Geschoss mit Gummi-Mantel aus nächster Nähe auf einen festgenommenen Palästinenser geschossen und diesen leicht am Fuß verletzt. Videoaufnahmen von dem Vorfall, die von der israelischen Menschenrechtsorganisation Betselem veröffentlicht worden waren, hatten für große Empörung gesorgt.

Der Soldat gab während einer Befragung an, sein Kommandeur habe ihm den Schießbefehl erteilt. Der Vorgesetzte, der den Palästinenser während des Vorfalls am Arm festhielt, stritt dies jedoch ab. Beide sollen sich zur Klärung nun einer Lügendetektor-Untersuchung unterziehen.

Obama in Israel

Der US-Präsidentschaftsbewerber Barack Obama ist am Abend zu einem Besuch in Israel eingetroffen. Zuvor war er im Rahmen seiner außenpolitischen Wahlkampfreise in Amman mit dem jordanischen König Abdullah II zusammengekommen.

Obama hatte zuvor vor Journalisten gesagt, er wolle sich im Fall seiner Wahl aktiv für eine Friedenslösung zwischen Israel und den Palästinensern einsetzen. Er sprach sich dabei für eine Zwei-Staaten- Lösung aus, erklärte jedoch, die unstete Situation der israelischen Regierung und die Kluft zwischen den palästinensischen Fraktionen halte beide Seite davon ab, die notwendigen Kompromisse zu schließen.

Der demokratische Präsidentschaftsbewerber wollte am Mittwochmorgen zunächst mit israelischen Repräsentanten und dann mittags mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zusammenkommen. Ein Sprecher von Abbas sagte, man wolle Obama über die israelischen Siedlungsaktivitäten im Westjordanland informieren. Am Abend stehen eine Zusammenkunft mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert sowie eine Besichtigung der Klagemauer in Jerusalems Altstadt auf seinem Programm.

Quelle: ntv.de

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