Politik

Erneut Kritik an Fischer Beckstein: Volles Ausmaß der Taten nicht bekannt

Bundesaußenminister Joschka Fischer sieht sich weiterer Kritik an seiner politischen Vergangenheit ausgesetzt. Jetzt hat sich Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) zu Wort gemeldet. Er wirft den Grünen vor, in der Person ihres Spitzenpolitikers zeige sich das gebrochene Verhältnis zur Gewalt.

Er bezweifele, dass das volle Ausmaß der Taten Fischers schon bekannt sei. Fischer trage auch dann Verantwortung für gewaltsame Ausschreitungen, wenn er nicht in jedem Fall selbst gehandelt habe, sagte Beckstein einer Zeitung.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte sich am Montag hinter seinen Außenminister gestellt. "Joschka Fischer hat durch seine Arbeit bewiesen, dass er für unsere Außenpolitik ein wirklich guter Vertreter ist", sagte Schröder in Hannover.

Anzeige gegen Fischer

Unterdessen hat die Journalistin Beate Röhl in einem offenen Brief an Bundespräsident Johannes Rau angekündigt, sie werde Anzeige gegen Fischer "wegen versuchten Mordes zu Lasten des Polizeibeamten Jürgen Weber" erstatten. Weber war bei einer Demonstration im Mai 1976 von einem so genannten Molotow-Cocktail schwer verletzt worden. Röhl unterstellt Fischer, eine Führungsfigur in einer damals agierenden Gewaltgruppe in der Frankfurter Sponti-Szene gewesen zu sein.

Röhl ist die Tochter der Mitbegründerin der Rote-Armee-Fraktion (RAF), Ulrike Meinhof, und des Ex-"Konkret"-Chefredakteurs Klaus Rainer Röhl.

Fischer hatte stets betont, nichts mit dem Brandanschlag zu tun zu haben. Er sei im Zusammenhang mit der Demonstration festgenommen worden, anschließend aber wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Außenminister telefoniert mit Polizisten

Fischer telefonierte unterdessen mit dem ehemaligen Polizisten Rainer Marx, den er 1973 bei einer gewalttätigen Demonstration in Frankfurt am Main angegriffen hat. Fischer und Marx hätten verabredet, sich in den nächsten Wochen zu treffen.

Umfrage: Fischer soll nicht zurücktreten

72 Prozent der Deutschen wollen, dass Außenminister Joschka Fischer trotz seiner Sponti-Vergangenheit im Amt bleibt. Das ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Emnid im Auftrag von n-tv. Lediglich 21 Prozent aller Befragten verlangen den Rücktritt des Ministers. Die restlichen sieben Prozent der insgesamt 500 Befragten wollten sich nicht definitiv äußern. Die Zustimmung zu Fischer zieht sich durch alle Parteien, selbst bei den Anhängern der CDU/CSU sprechen sich nur 29 Prozent dafür aus, dass Fischer gehen soll.

Quelle: ntv.de

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