Gebet am "Ground Zero" Benedikt beendet USA-Reise
20.04.2008, 09:49 UhrIn einer bewegenden Zeremonie hat Papst Benedikt XVI. zum Abschluss seiner USA-Reise für die Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 gebetet. Benedikt kniete am "Ground Zero", dem Ort der Anschläge in New York, nieder und verharrte mehrere Minuten im stillen Gebet. Anschließend zündete er eine Kerze an und sprach ein Gebet. Ausdrücklich schloss er nicht nur die rund 3000 Opfer, sondern auch die Täter der Anschläge in sein Gebet ein. "Führe diejenigen, deren Herzen und Seelen von Hass verzehrt werden, zu Deinem Weg der Liebe."
Die kurze Zeremonie war einer der großen Höhepunkte der Papstreise. "Wir bitten Dich in Deiner Güte, all denen, die hier starben, ewige Erleuchtung und Frieden zu geben", sagte der römisch- katholische Kirchenführer im Gebet. Er erwähnte die Feuerwehrmänner, Polizeibeamte und andere Einsatzkräften, die damals als erste zu Hilfe eilten. Bei den Anschlägen im Jahr 2001 hatten islamistische Terroristen Verkehrsflugzeuge in ihre Gewalt gebracht und waren mit zwei Maschinen in die Zwillingstürme des World Trade Centers in New York gerast. Die beiden Wolkenkratzer stürzten wenig später ein, insgesamt rund 3000 Menschen kamen uns Leben.
Der Papst ist erschöpft
Der 81-jährige Papst, der nach den Strapazen der sechstägigen Reise einen erschöpften Eindruck machte, wurde vom New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg und Angehörigen der Opfer begleitet. "Oh Gott der Liebe, des Mitgefühls und des Heilens, schau auf uns, auf die Menschen vieler unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Traditionen, die sich heute hier versammeln, an diesem Ort unvorstellbarer Gewalt und unvorstellbaren Schmerzes", betete der Papst in englischer Sprache.
Zugleich bat Benedikt um Überwindung des Hasses und um Frieden. "Gott des Friedens, bring Deinen Frieden in unsere gewalttätige Welt - Frieden in die Herzen aller Menschen und Frieden zwischen die Völker dieser Welt." Die Menschen brauchten Stärke, um "unermüdlich für eine Welt einzutreten, in der zwischen den Nationen und in den Herzen aller Menschen wahrer Friede und Liebe herrschen." Mit einer Abschlussmesse im Yankee-Baseballstadion beendete der Papst seine USA-Reise. Am Montag sollte Benedikt wieder in Rom eintreffen.
"Zeit zur Heilung" der Wunden
Neben dem Gebet am "Ground Zero" und einer politischen Grundsatzrede vor den Vereinten Nationen stand vor allem das Thema des sexuellen Missbrauchs durch US-Priester im Zentrum der Reise. Bei einer Messe zum dritten Jahrestag seiner Papstwahl rief Benedikt am Samstag die Kirche zu einer "Reinigung" auf. Es sei jetzt "Zeit zur Heilung" der Wunden. Die Bischöfe müssten "weiterhin effektiv daran arbeiten, um dieses Problem zu lösen".
Der Vatikan plant nach Berichten der "New York Times" eine Änderung des Kirchenrechts, um sexuelle Übergriffe durch Priester besser verfolgen zu können. Wie das Blatt unter Berufung auf den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, berichtet, denkt der Vatikan dabei unter anderem an eine Verlängerung der Verjährungsfristen. Dies sei notwendig, weil viele Opfer erst viele Jahr nach ihrem Missbrauch den Mut hätten, ihren Fall der Kirche zu melden, hieß es.
Verdorbene Teenager-Zeit
Benedikt traf am Samstag auch mit Jugendlichen zusammen. Dabei erinnerte er auch an seine eigene Jugend während der Nazizeit. "Meine Jahre als Teenager wurden durch ein unheimliches Regime verdorben", das Politik und Religion infiltrierte, sagte er. Erst später sei allen Menschen völlig klar geworden, was für ein "Monster" das Naziregime war.
Der Besuch in den USA war die achte Auslandsreise Benedikts. Im Sommer will er zum katholischen Weltjugendtag nach Australien reisen, im Herbst nach Frankreich.
Quelle: ntv.de