Schuhwerfer Saidi ist frei Bericht über Folterungen
15.09.2009, 11:46 UhrDer durch seinen Schuhwurf auf den damaligen US-Präsidenten George W. Bush bekannt gewordene irakische Journalist Muntasser al-Saidi berichtet nach seiner Freilassung über Folterungen während der Haft.
"Während Ministerpräsident Nuri el Maliki auf allen Kanälen behauptet hat, er könne nicht schlafen, solange er nicht wegen meines Schicksals beruhigt worden sei, wurde ich auf das Schlimmste gefoltert", sagte Saidi bei einer Pressekonferenz bei seinem früheren Arbeitgeber, dem Fernsehsender El Baghdadia.
Schläge mit Stromkabeln und Eisenstangen
Er sei während der neunmonatigen Haft mit Stromkabeln und Eisenstangen geschlagen worden, berichtete der 30-Jährige. Seine Bewacher hätten ihn auch ins Wasser getaucht und das Ertrinken simuliert. Zudem sei er an Orten festgekettet gewesen, an denen er der Kälte ausgesetzt gewesen sei, sagte Saidi. Der irakische Regierungschef Maliki müsse sich bei ihm entschuldigen, weil dieser die Wahrheit über seine Haftbedingungen vertuscht habe.
Verurteilung zu drei Jahren Haft
Saidi war wegen des Schuhwurfs auf Bush im Dezember 2008 zunächst zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Ein Berufungsgericht verkürzte später die Strafe auf ein Jahr. Wegen guter Führung kam er am Dienstag schließlich frei. Nun wolle er sich humanitär engagieren und sich um Witwen und Waisenkinder kümmern, sagte Saidi. Eine Rückkehr in den Journalismus schloss er nicht aus.
"Dein Abschiedskuss, du Hund!"
In der arabischen Welt wird Saidi als Held gefeiert; der Emir von Katar versprach ihm bereits mehrere Sportwagen. Der "Schuhwerfer von Bagdad" hatte bei seiner Aktion gerufen: "Dies ist dein Abschiedskuss, du Hund!" Bush, in dessen Amtszeit die Beliebtheit der USA in der arabischen Welt einen Tiefstand erreicht hatte, war durch die Attacke nicht verletzt worden, weil er den Wurfgeschossen geschickt ausgewichen war.
Saidi sollte eigentlich bereits am Montag freikommen. Saidi habe ihm per Anruf aus dem Gefängnis mitgeteilt, dass er erst am Dienstag freigelassen werde, hatte sein in Tränen aufgelöster Bruder Durgam berichtet. Vergeblich hatte Saidis Familie vor der Militärbasis Muthanna im Westen Bagdads auf seine Freilassung gewartet. Der Aufschub habe rein bürokratische Gründe, sagte Durgam Saidi.
Quelle: ntv.de, AFP