Politik

Ermittlungen gegen den Cavaliere Berlusconi hielt sich wohl Harem

Italiens Ministerpräsident müht sich, die jüngsten Anschuldigungen über seinen Umgang mit einem minderjährigen Callgirl als "Dreck" abzutun. Doch wenn stimmt, was italienische Medien von den Ermittlungen gegen den Cavaliere erfahren haben wollen, nimmt die Affäre eine neue Dimension an: Berlusconi soll über einen privaten Harem verfügt haben.

Laut eigener Aussage berühren die Vorwürfe den Cavaliere überhaupt nicht - was ihn nicht davon abhält, lautstark über die "Angriffe der Linken" zu wettern.

Laut eigener Aussage berühren die Vorwürfe den Cavaliere überhaupt nicht - was ihn nicht davon abhält, lautstark über die "Angriffe der Linken" zu wettern.

Neue Sexskandale und Ärger mit der Justiz lassen für Silvio Berlusconi das Jahr 2011 ungemütlich beginnen. Nachdem bekannt geworden war, dass die Mailänder Staatsanwaltschaft erneut gegen den Regierungschef in Sachen Prostitution mit einer Minderjährigen ermittelt, berichteten italienische Medien von einem privaten Harem Berlusconis. Mindestens neun junge Mädchen soll sich der italienische Ministerpräsident auf Abruf "gehalten" haben - für Parties und heiße Nächte in seiner Villa in Arcore bei Mailand.

Die "ragazze" - das bedeutet "Mädels" - seien von dem Medienmogul in seinen Wohnungen in Mailand untergebracht worden und hätten für ihre Dienstleistungen außerdem Geld und Schmuck als Bezahlung erhalten. Dies seien erste Ergebnisse der Ermittlungen, hieß es. Im Visier der Fahnder stehen jedoch vor allem angebliche sexuelle Rendezvous' des 74-jährigen Medienmoguls mit einer damals noch minderjährigen Marokkanerin: "Ruby Rubacuori" (Ruby Herzenklauer). Die heute 18-Jährige, die bürgerlich Karima El Marough heißt, soll schon mit 17 zum angeblichen Harem Berlusconis gehört haben.

Ermittlungen gegen Abgeordnete

Im Zentrum der Spekulationen: "Ruby Rubacuori".

Im Zentrum der Spekulationen: "Ruby Rubacuori".

(Foto: REUTERS)

"Ruby Rubacuori" hatte schon im vergangenen Jahr für Wirbel gesorgt. Sie war im Sommer wegen Diebstahls festgenommen worden. Im Oktober wurde bekannt, dass Berlusconi sie höchstpersönlich vor dem Gefängnis bewahrte. Per Telefon soll der Cavaliere damals der Polizei empfohlen haben, die Marokkanerin lieber seiner ehemaligen Zahnhygienikerin Nicole Minetti anzuvertrauen, die heute Regionalabgeordnete seiner Regierungspartei ist.

Heute stehe die Abgeordnete unter dem Verdacht, den Mailänder "Harem" für Berlusconi kontrolliert zu haben, heißt es in den Medienberichten. Die Staatsanwaltschaft ermittle gegen sie wie auch gegen Berlusconis Freunde, darunter Model-Manager Lele Mora und der Chef von Berlusconis TV-Sender Rete 4, Emilio Fede, wegen Begünstigung der Prostitution.

Berlusconi wiegelt ab

"Der Dreck wird auf den zurückfallen, der die Justiz als politische Waffe benutzt", suchte Berlusconi die Vorwürfe als Machenschaften feindlich gesinnter Staatsanwälte abzuwehren. Wie schon seit vielen Jahren werde auch nun wieder versucht, ihn in Misskredit zu bringen und so von der politischen Bühne zu eliminieren, erklärte der Medienmogul. Trotz eines erheblichen Untersuchungsapparates sei es den Staatsanwälten bisher letztlich nur gelungen, "Geschwätz und private Konversation ohne jedwede strafrechtliche Bedeutung zu sammeln."

Doch die Staatsanwaltschaft hat Berlusconi nun zum Verhör geladen. Sie will wissen, was in den Frühlingsnächten mit Ruby passiert ist. Und den Medienberichten zufolge können die Ermittler Zeugenaussagen und Beweise vorlegen. Aus abgehörten Telefongesprächen etwa ginge eindeutig hervor, dass sich Ruby im Frühling 2010 ganze acht Nächte in Arcore aufgehalten habe und nicht nur drei Abende, wie bisher behauptet. Auch Ruby selbst hat allerdings bisher stets bestritten, eine sexuelle Beziehung mit dem Ministerpräsident gehabt zu haben.

Berlusconi sagte, auch diese jüngsten Vorwürfe würden es nicht schaffen, ihn zu stoppen und von seiner Aufgabe abzuhalten, Italien zu verändern. Der neue juristische Ärger für den Medienzar und Milliardär war kurz nach dem Urteil des Verfassungsgerichts bekannt geworden, das seinen Schutz vor drei laufenden Verfahren wegen Korruption und Steuervergehen beschneidet.

Quelle: ntv.de, dpa

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