Berichterstattung über Privatleben Berlusconi verklagt Zeitungen
28.08.2009, 17:33 UhrItaliens Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat mehrere europäische Zeitungen wegen ihrer Berichterstattung über sein Privatleben verklagt.
Gerichtsverfahren seien angestrengt in Italien, Frankreich und Spanien, Klagen in Großbritannien würden noch geprüft, sagte Berlusconis Anwalt Niccolo Ghedini. Vorgegangen werde gegen die französische Wochenzeitung "Nouvel Observateur" wegen eines Artikels mit dem Titel "Sex, Macht und Lügen" und gegen das spanische Blatt "El Pais", das Fotos abdruckte, die Gäste von Berlusconi auf dessen Luxusanwesen auf Sardinien nackt zeigen.
In Berlusconis Heimat verklagten dessen Anwälte die linksgerichtete Tageszeitung "La Repubblica" wegen Verleumdung auf eine Million Euro Schadenersatz. Die Anwälte werfen der Tageszeitung unter anderem vor, die Geschichte des "Nouvel Observateur" wiederholt zu haben. Das Blatt fahre eine nicht hinnehmbare Kampagne gegen den Ministerpräsidenten, sagte Ghedini. Dies bringe Italien in Misskredit, da wiederum alle anderen ausländischen Zeitungen diese Angriffe wiederholten, als wenn sie wahr wären.
"Offensichtlich verleumderisch"
Die Klage sei am 24. August von Berlusconi unterzeichnet und bei einem Gericht in Rom eingereicht worden, meldete die "La Repubblica". Die Fragen seien "offensichtlich verleumderisch", zitierte die Zeitung aus der Klage. Die Klage richte sich vor allem gegen die seit mehreren Monaten täglich in der Zeitung gedruckten und an Berlusconi gerichteten Fragen zu den Enthüllungen aus dem Privatleben des Regierungschefs. Es sei das erste Mal in der Mediengeschichte Italiens, "dass die von einer Zeitung gestellten Fragen vor einem Zivilgericht stehen", schrieb "La Repubblica".
In den an Berlusconi gerichteten Fragen forderte "La Repubblica" Berlusconi unter anderem dazu auf, zu seinem Verhältnis zu der damals 17-jährigen Noemi Stellung zu nehmen. Berlusconi hatte zwar eingestanden, "kein Heiliger" zu sein, ihm von seiner Ehefrau vorgeworfene Kontakte zu Minderjährigen aber stets abgestritten. Auch habe er keine Ahnung über den Beruf des Callgirls Patrizia D'Addario gehabt, mit dem er sich in seiner Residenz in Rom getroffen haben soll.
Ende Juli hatte das Medienunternehmen "Espresso", zu dem "La Repubblica" gehört, eine Verleumdungsklage gegen den Regierungschef eingereicht, weil dieser wegen der Berichterstattung über sein Privatleben Unternehmen zu einem Anzeigenboykott gegen die Zeitung aufgefordert haben soll. Anfang August verkündete "La Repubblica", die Enthüllungen hätten der Zeitung satte Auflagensteigerungen beschert.
Quelle: ntv.de, AFP/rts