Falsche Abrechnungen Betrug bei Pflegediensten
15.08.2006, 15:50 UhrJeder zweite in Hessen überprüfte ambulante Pflegedienst hat bei Abrechnungen die Kassen betrogen. Der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) des Landes sei dadurch in den vergangenen Jahren ein geschätzter Schaden in zweistelliger Millionenhöhe entstanden, sagte ihr Sprecher Andreas Bonn dem ARD-Magazin "Report Mainz". Ein Anbieter habe zum Beispiel Leistungen für eine Patientin abgerechnet, während diese stationär im Krankenhaus behandelt wurde. In einem anderen Fall wurden laut Kasse Blutdruckmessungen doppelt veranschlagt.
Die hohe Zahl von Falschabrechnungen macht nach Ansicht der AOK Hessen schärfere Kontrollen erforderlich. "Wir fordern öffentliche Prüfberichte einer neutralen Stelle, damit auch Laien einen guten von einem schlechten Anbieter unterscheiden können", sagte ein AOK-Sprecher am Dienstag der dpa. Dafür könne etwa die Stiftung Warentest herangezogen werden.
"In der Regel gehen wir von betrügerischen Absichten aus", sagte AOK-Sprecher Riyad Salhi der dpa. Seit Januar 2003 habe die Kasse nach Hinweisen 307 ambulante Pflegedienste in Hessen unter die Lupe genommen. Jeder zweite (50,81 Prozent) habe "Leistungen abgerechnet, die nicht erbracht wurden", sagte Salhi. In Hessen gibt es nach seinen Angaben derzeit 874 Anbieter, die Pflegebedürftige zu Hause betreuen.
Mit zahlreichen Pflegediensten habe sich die AOK Hessen auf Rückzahlungen einigen können, sagte Salhi. Seit Anfang 2003 habe die Kasse so gut 4,6 Millionen Euro zurückbekommen. Strafanzeige wegen Betrugs stellte die AOK in 27 der 156 Fälle, bei denen Falschabrechnungen aufgefallen waren. 23 Verfahren sind nach Angaben der Kasse noch bei verschiedenen Staatsanwaltschaften anhängig, in 4 Fällen verhängten Gerichte Geld- oder Haftstrafen.
Quelle: ntv.de