Politik

Gewalt in Pakistan und Afghanistan Blitz-Gipfel im Weißen Haus

Vor dem Hintergrund einer neuen Eskalation der Gewalt ist US-Präsident Barack Obama zu einem Dreiergipfel mit den Staatschefs aus Afghanistan und Pakistan zusammengetroffen. Obama empfing am Mittwoch zunächst seinen afghanischen Kollegen Hamid Karsai im Weißen Haus. Nach einem anschließenden Gespräch mit dem pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari war ein Dreiertreff vorgesehen. Hauptthema sind die Dutzenden zivilen Opfer bei jüngsten US-Luftangriffen in Afghanistan sowie die schweren Gefechte mit mehr als 100 Toten in Pakistan.

US-Außenministerin Hillary Clinton äußerte sich tief betroffen über die toten Zivilisten in Afghanistan. "Wir bedauern zutiefst die Verluste." Sie kündigte eine Untersuchung an. Bei amerikanischen Luftangriffen in der südwestafghanischen Provinz Farah wurden nach Informationen afghanischer Parlamentsabgeordneter vom Mittwoch über 100 Zivilisten getötet. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) bestätigte den Tod Unschuldiger. Karsai nannte die zivilen Opfer "nicht zu rechtfertigen und inakzeptabel".

Soldaten in Stellung

Bei Gefechten im Norden Pakistans wurden am Mittwoch mehr als 100 Menschen getötet. Aus der Armee hieß es, bei Kämpfen in der Taliban- Hochburg Swat und dem Nachbarbezirk Buner seien mindestens 77 Aufständische und drei Angehörige der Sicherheitskräfte ums Leben gekommen. Der Nachrichtensender Dawn berichtete, auch 35 Zivilisten seien gestorben. Mittwoch war der blutigste Tag seit Beginn der Militäroperationen im Norden Pakistans vor eineinhalb Wochen. Insgesamt kamen seitdem mehr als 350 Menschen ums Leben. In Swats Bezirkshauptstadt Mingora drohten bei Gefechten Dutzende Waisenkinder ins Kreuzfeuer zu geraten. Der Chef eines Waisenhauses sagte, Soldaten hätten auf dem Dach des Hauses Stellung bezogen.

Zentrales Thema der Gespräche in Washington ist das Erstarken der radikalislamischen Taliban. In der US-Regierung geht zunehmend die Sorge um, dass die pakistanischen Atomwaffen in die Hände der Extremisten fallen könnten. Außerdem steigen die Zweifel, ob die Regierungen in Kabul und Islamabad tatsächlich in der Lage sind, mit der Bedrohung durch die Taliban fertig zu werden.

Clinton betonte bei ihren Gesprächen mit Karsai und Zardari , dass das Schicksal der beiden südasiatischen Krisenländer den Einsatz der gesamten US-Regierung forderten, nicht nur des Außen- und Verteidigungsministeriums. Alle drei Staaten seien mit derselben Bedrohung und denselben Herausforderungen konfrontiert, sagte Clinton.

Atomwaffen "sicher"

Bereits vor dem Gipfel betonte Zardari, die Atomwaffen seines Landes befänden sich "in sicheren Händen". Zwar hätten die Aufständischen kürzlich lediglich 100 Kilometer vor der Hauptstadt Islamabad gestanden. Dennoch sei seine Regierung nicht bedroht. "Wir haben eine 700 000 Mann starke Armee. Wie könnten die Taliban die Macht übernehmen?", sagte Zardari in einem Interview des TV-Senders CNN. Er verlangte stärkere Hilfen der internationalen Gemeinschaft sowie die Lieferung unbemannter Flugzeuge, mit denen die USA bereits Ziele in Pakistan angreifen.

Karsai forderte ein schärferes Vorgehen gegen Taliban-Kämpfer in Pakistan. Die Taliban dürften nicht länger Rückzugsgebiete im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan haben. Ansonsten werde es in seinem Land keine stabilen politischen Verhältnisse geben. "So lange die Rückzugsgebiete unserer Nachbarn, die Ausbildungszentren unserer Nachbarstaaten nicht verschwinden, wird es kein stabiles and friedliches Afghanistan geben."

Quelle: ntv.de, dpa

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