Politik

Über 100 Tote in Pakistan Blutige Kämpfe im Swat-Tal

Bei Gefechten im Norden Pakistans sind mehr als 100 Menschen getötet worden, darunter zahlreiche Zivilisten. Aus der Armee hieß es, bei Kämpfen in der Taliban-Hochburg Swat und dem Nachbardistrikt Buner seien mindestens 77 Aufständische und drei Angehörige der Sicherheitskräfte ums Leben gekommen. Der Nachrichtensender Dawn berichtete, auch 35 Zivilisten seien bei Gefechten gestorben. Es ist der bislang blutigste Tag seit Beginn der Militäroperationen im Norden Pakistans vor eineinhalb Wochen. Insgesamt kamen seitdem mehr als 350 Menschen ums Leben.

In Swats Distrikthauptstadt Mingora drohten bei Gefechten Dutzende Waisenkinder ins Kreuzfeuer zu geraten. Der Chef des Waisenhauses "Our Home" (Unser Zuhause), Mohammad Ali, sagte, Soldaten hätten auf dem Dach des Hauses Stellung bezogen. Die Truppen würden von dort aus auf Taliban-Kämpfer schießen. Die Taliban hätten das Feuer zunächst nicht erwidert. "Aber das kann jederzeit geschehen." Im Erdgeschoss des Gebäudes säßen 80 Kinder und einige Mitarbeiter des Heims fest. "Das Leben der Kinder ist gefährdet."

Obama trifft Staatschefs

Vor dem Treffen des pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari mit US-Präsident Barack Obama am Abend eskalierten die Kämpfe in Swat. Vor dem Hintergrund der instabilen Lage in der Region führt Obama mit seinen Amtskollegen aus Pakistan und Afghanistan, Zardari und Hamid Karsai, Gespräche. Zentrales Thema ist der Kampf gegen die radikalislamischen Talibankämpfer sowie die Sorge, dass pakistanische Atomwaffen in die Hände von Extremisten fallen könnten.

Armeesprecher Nasir Khan sagte, das Militär beschieße Stellungen der Aufständischen mit Artillerie. Bodentruppen würden von Kampfhubschraubern unterstützt. Ein sogenanntes Friedensabkommen zwischen der Regierung und den Aufständischen ist zwar offiziell bislang nicht aufgekündigt worden. Durch die Eskalation der Gewalt in der Region steht das Abkommen aber kurz vor dem Aus.

Abkommen ist hinfällig

In Mingora plünderten die Taliban nach Medienberichten drei Banken. Nahe Mingora besetzten Aufständische Regierungsgebäude und bezogen Stellungen auf Dächern. Taliban-Sprecher Muslim Khan sagte der Zeitung "The News", die Aufständischen hätten "90 Prozent" des Swat-Tals unter ihrer Kontrolle. Er warf der Armee vor, gegen das Friedensabkommen verstoßen zu haben. Dem Abkommen zufolge wird in der Region Malakand - zu der Swat und die umliegenden Distrikte gehören - das islamische Rechtssystem, die Scharia, eingeführt. Im Gegenzug sollten die Taliban ihre Gewalt in der Region einstellen.

Während einer Unterbrechung der unbefristeten Ausgangssperre waren am Dienstag tausende Zivilisten wegen der drohenden Militäroffensive aus Swat geflohen. Die Regionalregierung rechnet mit bis zu einer halben Million Flüchtlingen. Zardari und sein afghanischer Amtskollege Hamid Karsai wollten im Laufe des Tages zu einem Gipfeltreffen mit Obama in Washington zusammenkommen. Zentraler Punkt ist der Vormarsch der Taliban in Afghanistan sowie Pakistan.

Quelle: ntv.de

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